Schaufenstertanz © Steve Reisberg

Geglückte Reanimation

In der Orangerie findet das Festival Tanz konkret statt

Gute Nachrichten: Die Kölner Tanzszene hat sich gebündelt, um ihre Interessen besser zu verfolgen. Und: in der Orangerie gibt es weiterhin eine Bühne. Die dritte gute Nachricht kombiniert beides: »Tanz konkret«. Klingt viel versprechend. Nachdem das Festival im vergangenen Jahr wegen der geplanten Renovierung der Orangerie ausfiel, wird die Aufführungsreihe jetzt neu aufgelegt und präsentiert vornehmlich Kölner Gruppen. Bis Dezember tummeln sich mal kürzere, mal abendfüllende Stücke an diesem charmanten Ort. Fast alle Kreationen sind neu oder neu für Köln.

 

In Nachfolge der Kölner Choreographin Silke Z. machte sich Maika Paetzold im Frühjahr 2011 an die Programmgestaltung. Die diplomierte Designerin sammelte drei Jahre lang Erfahrungen mit Kuratieren und Organisieren für die Messen ART.FAIR 21 (»ta.pe21«) und BLOOOM, wo sie auch Tanzschaffende einbezog. Sie will für die Orangerie kein neues Event erfinden, sondern Bewähr-tes weiterführen. Um nicht auf Freundschaftsbasis Künstler auszusuchen, sagt sie, habe sie eine Jury installiert: Sie selbst, dazu Dorothea Marcus, Chefredakteurin der Theaterzeitung aKT, und die Dramaturgin Hanna Koller, die bei den Städtischen Bühnen für die Tanzgastspiele zuständig ist. Jury vorhanden, da sei ja auch ein Bewerbungsmodus möglich, fand sie dann und ließ Stückkonzepte einreichen.

 

Gewünscht war ein Bezug zur Orangerie. Probenzeiten werden denn auch vor Ort gewährt – was, neben der Möglichkeit für Bühnenauftritte, wegen der Kölner Tanzraumnot immens wichtig ist. Die Finanzierung allerdings bringen die meisten der vierzehn Produktionen selbst mit. Hat man da nicht einfach jeden Bewerber genommen? Nein, sagt Maika Paetzold: »Die Jury hat die Auswahl heftig diskutiert«.

 

Tanz hinter Glas: Bereits ab 5. September animiert Carmen Casagrande täglich ein Schaufenster im Brüsseler Viertel mit Kurzchoreografien. Auf der Bühne dann treten am 16. 9. das movingtheatre.de, Paolo Fossa, Mara Tsironi und HeadFeedHands auf, am 18.9. Ilona Pászthy und das MichaelDouglasKollektiv. Und am 25.9. wird ein Pärchen sein getanztes Glück draußen auf der Straße suchen. Solche Formate, die cho-reographisch-inszenatorisch weit über einstudierte Schrittfolgen hinausgehen, sind im zeitgenössischen Tanz fast normal. Auch  für André Jolles, der dann im Oktober aus der Orangerie eine Art apokalyptisches Café macht. Daneben kommen die bekannten Kölnerinnen Stephanie Thiersch und Silke Z. mit Uraufführungen zum Zuge, sowie Neuzugänge der Szene wie die Schrittart-Kompanie, Rubarb und Sheut Remesh.