Höllentrip: »22nd of May« von Koen Mortier

Fantasy-Filmfest

Schon seit 25 Jahren werden beim Fantasy-Filmfest die Regeln des Kinos von den Füßen auf den Kopf gestellt. »Fair is foul, and foul is fair«, wie die Hexen im »Macbeth« sagen. Hier wird Genre als Haltung, Weltsicht, Lebens­auf­fassung kultiviert – Kunst kommt dabei auch vor, ist aber eher ein freundlich zur Kenntnis genommener Nebeneffekt.

 

Bei Redaktionsschluss stand das Programm noch nicht komplett (mehr in der nächsten StadtRevue), aber einige Perlen sind schon angekündigt. Allen voran Sion Sonos »Cold Fish«. Der japa­nische Regie-Exzentriker (»Love Exposure«) erzählt die Geschichte einer Durchschnittsfamilie, die einem charismatischen Serienmör­der und dessen Anhang verfällt. Klingt geläufig, wurde aber noch nie so aufbereitet: Die Mischung aus oft ins Surreale sich versteigenden Stilisierungen und zum Teil grotesken Gewaltexzessen ist verstörend. Am Ende hat man die Hölle gesehen und sollte damit bereit sein für Koen Mortiers Fegefeuer »22nd of May«, in dem ein Wachmann von den Opfern einer Katastrophe heimgesucht wird.

 

Eher etwas für den Genießer frontal schamlosen Trashs ist »3D Sex and Zen: Extreme Exstasy«. Christopher Sun Lap Keys Debüt hat angeblich einen losen Handlungsbezug zu irgendeinem Klassiker der erotischen Literatur Chi­nas, aber das sollte man nicht allzu ernst nehmen. »Gutes Kino« sieht anders aus, aber manchmal will man das ja auch nicht. Manchmal will man zwei Stunden völlig absurden Rummel, mit haarsträubender Hand­lung, irritierenden Darstellerleistungen und Vulgaritäten, auf die man so leicht nicht gekommen wäre.

 

Wer schließlich doch noch Niveau braucht, sollte sich unbedingt Lola Doillons »In Your Hands« anschauen, ein Thriller über das Stockholm-Syndrom, der sich zu einem perversen Melodram wandelt.