Ringen mit der Resignation

Sportfilm? Drama? Sitcom? Win Win von Thomas McCarthy

Mit Resignation kennt sich der Schauspieler Paul Giamatti aus. Schon in »Sideways« eroberte er als frustrierter Weinliebhaber die Herzen der Zuschauer, und auch der Rechtsanwalt Mike Flaherty, den er in Tom McCarthys »Win Win« spielt, steht nicht gerade auf der Sonnenseite des Lebens.

 

Seine Kanzlei kriselt, der Heiz­kessel im Keller fordert lautstark eine unbezahlbare Reparatur, und die Familie zu Hause ahnt nichts von der Zahlungsunfähigkeit ihres Brötchenverdieners. Aus der Not heraus übernimmt Mike für ein monatliches Gehalt von 1500 Dollar die Betreuung eines an Demenz erkrankten Klienten. Er steckt ihn in ein Pflegeheim, obwohl Leo sich nichts sehnlicher wünscht, als in der vertrauten Umgebung seines eigenen Hauses zu bleiben.

 

Wenig später sitzt Leos Enkel Kyle vor der Tür, der von daheim abgehauen ist, nachdem sich seine drogensüchtige Mutter in eine Entziehungskur begeben musste. Mike und seine Frau Jacky nehmen den Jungen vorübergehend bei sich auf. Als Mike, der ehrenamtlich das wenig erfolgreiche Ringerteam der High-School leitet, den verstockten Jugendlichen mit zum Training nimmt, stellt sich heraus, dass Kyle zu Hause in Ohio ein viel versprechendes Ringertalent war.

 

Etwas ungelenk hängt »Win Win« zwischen klassischem Sport­­film, Sitcom und Familiendrama. Zwar wollen diese Genres nicht richtig miteinander fusionieren, und gegen Ende knirscht es auch im dramaturgischen Getriebe ganz kräftig. Aber der Film gewinnt durch seine differenzierten Figuren und die Genauigkeit, mit der das Milieu des kriselnden amerikanischen Mittelstandes dar­gestellt wird.

 

Paul Giamatti überzeugt erneut als Mensch, der im Alltag strauchelt, und Amy Ryan gibt der eigentlich undankbaren Rolle als Ehefrau und Mutter eine erfrischende, patente  Aura.

 

Schon in seinen ersten beiden Filmen »Station Agent« und »Ein Sommer in New York« hat sich McCarthy als gründlicher Charakterforscher bewährt. Auch in dem deutlich leichter angelegten »Win Win« zeigt er seine Vorliebe für Figuren, die trotz aller Fehler eine Grundanständigkeit in sich tragen. Dadurch verleiht er dem Film eine humanistische Haltung, die ohne sentimentale Soßenbeigabe auf das Gute im Menschen verweist.

 

Win Win (dto) USA 2011, R: Thomas McCarthy, D: Paul Giamatti, Amy Ryan, Bobby Cannavale, 106 Min.