Kölnisch Afri-Cola

Die Ausstellung »Made in Cologne« ist auch eine Preview auf ein neues Stadtmuseum

Was hat sich eigentlich getan, seit vor gut einem Jahr Mario Kramp den langjährigen Direktor Werner Schäfke abgelöst hat? Ein Blick in die Dauerausstellung des Stadtmuseum enttäuscht: Hier ist alles beim Alten, das angestaubte Sammelsurium aus pittoreskem Lokalkolorit und didaktischer Belehrung versprüht wenig Charme. Ungünstiger kann sich eine Stadt wohl kaum darstellen als über diesen jammervollen Zustand eines jahrzehntelang vernachlässigten Museums. Hoffnung macht eher die Tatsache, dass Mario Kramp das genauso sieht.

 

Der neue Direktor mag sich nicht in oberflächlichen Schönheitsreparaturen verzetteln. Er hat eine Konzeptstudie entwickelt, die nicht nur eine  zeitgemäße Aufbereitung der 2000-jährigen Stadtgeschichte vorsieht, sondern eine Generalüberholung der gesamten Museumsstruktur. Der so historisch  bedeutende wie marode Gebäudekomplex aus Zeughaus, Stadtmauer und alter Wache bedarf dringend einer Sanierung. Kramp will dabei umbauen, den Eingangsbereich zur Stadt hin öffnen und die Fläche für die Dauerausstellung vergrößern, zuletzt ist der alte Traum vom Anbau nicht ausgeträumt?...

 

Wie lebendig das alles mal werden könnte, davon bekommt man einen Eindruck in der aktuellen Wechselausstellung »Made in Cologne – Kölner Marken für die Welt«. In Kooperation mit dem Rheinisch-Westfälischen Wirt­schaftsarchiv haben Kramp und Kurator Sascha Pries versucht, dem sinnlichen und ästhetischen »Geschmack« der Kölner Produkte über ihre Inszenierung auf Werbeplakaten, Broschüren und in TV-Spots beizukommen. Unaufdringlich eingestreute interaktive Angebote ermöglichen einen unmittelbaren Zugriff auf das Thema, in dem sich unverhohlen die Frage widerspiegelt, inwiefern Köln heute noch als Marke taugt.

 

Inmitten sorgfältig ausgewählter Tableaus, Sitzecken und Originalinventare kann man die umwerfenden Afri-Cola-Werbespots der 60er Jahre goutieren oder sich selbst im Original-Set fotografieren und anschließend auf Facebook einstellen lassen. Das zum Aushängeschild der Stadt avancierte »Kölnisch Wasser« lässt sich in seinen verwegensten Unterarten erschnüffeln. Neben bekannten Labels wie Opekta, Overstolz oder Stollwerck-Schokolade überraschen die ersten Elektroautos (1904!) Marke »Urbanus« oder das »Tefifon«, ein frühes Aufnahmegerät. Details zu den oft abenteuerlichen Firmengeschichten bietet der Katalog.

 

So fehlt für die Neuaufstellung offenbar nur: die eindeutige Unterstützung der Stadt, nicht zuletzt durch Geld und Personal. In Sachen Selbstdarstellung könnte sie übrigens bei den Kölner Markenherstellern einiges abgucken.