Erst sparen, dann planen

Finanzielle Daumenschrauben in Bonn: Generalintendant Klaus Weise will nicht mehr

24 Stunden später lag die Antwort auf dem Tisch. Nachdem der Bonner Finanzausschuss den Beschluss des Kulturausschusses bestätigt hatte, wonach das Theater Bonn ab 2013 rund 3,5 Millionen Euro einsparen soll, zog Generalintendant Klaus Weise Anfang Juli die Konsequenzen. In einem Brief an den Bonner Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch heißt es: »Ich werde sie (die Einsparungen) nicht mittragen und stehe für eine Verlängerung meines Vertrages über die Spielzeit 2012/13 nicht zur Verfügung.«

 

Damit hatte das Chaos der Bonner Kulturpolitik seinen neuen Höhepunkt. Schon zuvor wurde mal die Schließung der Oper oder der Spielstätte Halle Beuel diskutiert. Jetzt gilt als Leitlinie die Begrenzung des Kulturetats auf 55 Millionen Euro. Im Juni legte Kulturdezernent Martin Schumacher eine Beschlussvorlage im Kulturausschuss vor, wonach bis 2013 neben der 3,5 Millionen-Sparauflage fürs Theater auch die freien Kulturträger mehr als 30 Prozent ihrer Mittel einbüßen sollten. Unter anderem sollte dem renommierten Kabaretthaus Pantheon die Förderung komplett gestrichen werden. Absurd war dies deshalb, weil die Stadt derzeit an einem Kulturentwicklungsplan bastelt, der Ende 2012 vorliegen soll. Dem Prinzip »Erst kaputtsparen, dann planen« schob die schwarz-grüne Koalition allerdings einen Riegel vor und begrenzte die Einsparungen der freien Kulturszene auf zehn Prozent – bis zur Vorlage eines Kulturkonzepts für die Stadt Bonn.

 

Was die Koalition allerdings nicht verhinderte, war die 3,5 Mil-lionen-Sparauflage für das Stadt--theater unter Intendant Wei-se. Das Haus mit einem aktuellen Etat von 27 Millionen Euro muss schon seit Jahren als Melkkuh des Haushalts herhalten. Seit 2000 wurden dieser Bühne insgesamt 14 Millionen Euro gekürzt, 200 Stellen gestrichen, die Theaterbiennale und die eigene Tanzcompagnie wurden abgeschafft, Tarif-erhöhungen werden aus Rücklagen bezahlt. Wo jetzt gespart wer-den soll, ist unklar, nachdem im Vorfeld betriebsbedingte Kündigungen sowie die Schließung der zum Haus gehörenden Kammerspiele in Bad Godesberg von Stadtseite ausgeschlossen wurden. 

 

Weise selbst hat mehrere Vorschläge gemacht: Erhöhung der Eintrittsgelder und Nichtbesetzung von frei werdenden Stellen etwa. Ihm zufolge würde das immerhin 1,5 bis zwei Millionen Euro bringen. »Über dieses Modell hat niemand mit mir geredet«, sagt Weise gegenüber der StadtRevue. Nach seiner Rechnung kann somit nur beim befristet angestellten Personal gespart werden und das bedeute, dass et-wa 70 Stellen wegfallen müssten. Das wiederum würde die Vorstellungszahl und damit die Einnahmen reduzieren. Die Kuh wird also auch noch widersinnig gemolken. Kurz nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe, am 14. Juli, sollte der Bonner Rat über die Kürzung entscheiden.