39 Jahre, geboren in Bern, gefunden in L.A.: Bald gibt Kaiser den König, Foto: Stefanie Keenan

Philipp Kaiser übernimmt das Museum Ludwig

Kaum einer ließ sich die Pointe entgehen, dass da ein Kaiser dem König nachfolgt: Philipp Kaiser, der 1972 geborene Berner, zur Zeit Kurator am Museum of Contemporary Art in Los Angeles, soll neuer Direktor des Kölner Museum Ludwig werden. Die zweite Pointe: Dass sich wieder ein in die USA umgezogener Schweizer aufmacht, die Domstadt zu retten – so wie Daniel Hug, der die angeschlagene Art Cologne wieder auf Kurs brachte.

 

Doch der studierte Kunsthistoriker Kaiser steht vor ganz anderen Aufgaben: Hug übernahm eine Messe, deren Niedergang symptomatisch schien für das Befinden der Kunstmetropole. Aufbauarbeit aber wird Kaiser nicht leisten müssen – im Gegensatz zu vielen Kölner Institutionen steht das Museum Ludwig glänzend da. Seit Irene Ludwigs großzügiger Picasso-Schenkung gilt es, nach Paris, als wichtigste Sammlung, seine »Pop Art«-Kollektion gar als einmalig.

 

Das Haus ist eher gefährdet, wo es um die laufenden Kosten, den Unterhalt geht. Bei der Vorstellung des Kandidaten versicherten Oberbürgermeister und Kulturdezernent zwar, man werde die Unterstützung für das Museum nicht antasten, allenfalls erhöhen, doch wird man die Verwaltung einer wirtschaftlich schlingernden Metropole an diese Versprechen erinnern müssen, massiv.

 

Das war die Stärke von Kasper König, der sich auf seinem Platz länger hielt als alle seine Vorgänger: Zwölf Jahre werden es sein, wenn er im Dezember 2012 aus dem Amt scheidet, zwei Jahre nach der Pensionsgrenze. So wäre es müßig, zu analysieren, ob das Profil des Wissenschaftlers und Ausstellungsmachers Philipp Kaiser, der sich jüngst vor allem mit amerikanischer Konzeptkunst beschäftigt hat, zur Sammlung und zum Haus passt, das zwar US-Kunst hortet, aber eben Pop Art. Oder ob es sonderlich originell ist, als mögliches Feld künftiger Museumsarbeit die 90er Jahre als Ära der Texte zur Kunst zu definieren.

 

Wichtiger wird sein, dass Kaiser so originelle Konzepte einfallen wie das »Museum unserer Wünsche«, mit dem König die Sammlung, die Szene und die Beamten heftig in Zugzwang brachte, sowie sich in der Szene als Motor zu behaupten und – wo nötig – auch einmal in der Größe von Überschriften auf die Stadt zu schimpfen. Die Grenzen seiner Arbeit zog Kasper König jenseits der Museumspforten. Sein Nachfolger wird sich dahinter nicht wieder einmauern können.