Es gab eine Zeit, fünfzehn Jahre ist das jetzt her, da muss Saul Williams eine ungeheure Last auf seinen Schultern gespürt haben. Eine akademische Karriere war gerade zu einer ernsthaften Option geworden, da geriet er in die Poetry-Szene. Er gewann den Titel des Grand-Slam-Champions im seinerzeit einflussreichen Nu­y­orican Poets Cafe in der Lower Eastside. Es war eine Zeit, in der Spoken Word populär wurde, auf dem geschmackssicheren Sender HBO gab es die Show »Def Poetry«. Und der wichtigste Protagonist dieser Szene war – Saul Williams. Quasi im Alleingang vermittelte er der B-Boy-Kultur die Wucht ernsthafter, ambitionierter Lyrik. Zu dieser Zeit war er vielleicht der zeitgenössi­sche afroameri­kani­sche Künstler. Die Erwartungen an ihn waren turmhoch.

Williams begann, seine Texte mit Beatbox und Streichersounds zu untermalen. Als Hauptdarsteller des Kinofilms »Slam« kam er sogar zu nationalem Ruhm. Sein erstes Album »Amethyst Rock Star« erschien dann 2001, mittlerweile nutzte er Samples von Nine Inch Nails oder Rage Against the Machine. Rick Rubin, für die Kreuzung von HipHop mit schweren Gitarren berüchtigt, produzierte den Brocken. Damals war dieser Soundclash eine zwingende Idee, heute klingen diese ersten Songs etwas veraltet. Und geben einen Hinweis, warum aus der ganz großen Karriere von Saul Williams dann doch nichts wurde: Er ist musikalisch nicht einzuordnen. So gern Künstler vorgeben, nicht kategorisierbar zu sein, ist doch der Horizont der meisten oft begrenzt. Nicht so bei Williams. So kraftvoll er in seinen Texten die Verhältnisse kritisierte, so eloquent und poetisch er sich gegen Kriege stellte – an seinen Sounds schieden und scheiden sich die Geister. Er hat sich immer gegen die Vereinnahmung durch Anhänger verschiedener Genres gesperrt.

In diesen Tagen veröffentlicht Williams das vierte Album »Volcanic Sunlight«, sein Kölner Auftritt ist der erste von nur zweien in Deutschland. Im Luxor werden Oldschool-HipHopper auf Crossover-Rentner treffen, Hipster auf Soulbrothers. Gute Voraussetzungen.