Geiz ist geil

PiaMaria Gehle inszeniert im Kellertheater PeterLicht nach Molière

Der Papa hat’s. Die Kinder wollen es. »Brauchst Du es dringend?« »Nö, ich brauch das Geld nicht, aber jetzt sofort wäre schon super.« Über das Haben (wollen) wird gebrabbelt, was das Zeug hält, in abgehackten Sätzen à la »Ich so: voll genervt so«, redundanten Wendungen, die jedwede sinnhafte Unterhaltung umschiffen oder in parodistischen Monologen aus der Konsumhölle. Was hat Denker, Dichter und Popmusiker PeterLicht da mit Molières »Der Geizige« angestellt?

 

Er hat aus der Moralkomödie eine spitzfindige Kapitalismuskritik gestrickt. Intendantin PiaMaria Gehle hat damit die neue Spielzeit im Theater der Keller eröffnet. Viel übrig geblieben ist von Molière nicht. Während in dem Original von vor über dreihundert Jahren der superreiche Vater Harpagon als oller Geizkragen daher kommt, der wie ein barocker Dagobert Duck auf seinem Vermögen hockt, verwandelt PeterLicht ihn in einen sympathischen Systemverweigerer. Er ist der Gegenpol zu seinen geldgeilen Kindern.

 

Harpagon boykottiert nicht nur deren Gier, sondern den Konsum überhaupt. Es ist der Geiz, der hier am Ende den Kapitalismus zu Grabe trägt, da der Geizige sich weigert, sein Geld in Umlauf zu bringen. »Der hat’s nicht begriffen«, findet Sohn Cléanthe, gespielt von Mateusz Dopieralski. »Das Zeug muss fließen, das muss hin und her, das muss sich verwandeln. Das muss morphen. Von einem Zustand in den andern. Von dem Zustand deine Kohle in den Zustand meine Kohle.«

 

PeterLichts rhythmisch kraft­volle Textbatzen brauchen Raum. Und Schauspieler, die sich mit einer Haltung das Lichtsche Universum erspielen. Bis auf Dopieralski und Richard Hucke als Harpagon gelingt das den Eleven der Schule des Keller Theaters, mit denen Regisseurin Gehle hier arbeitet, leider zu selten. Das Spektakel, das da auf der Bühne seinen Lauf nimmt, wirkt mehr und mehr bloß überdreht.

 

Zwar funktioniert die Inszenierung auf der poppigen Oberfläche des Texts, so dass sie immer wieder ihre Lacher einfahren kann, aber sie durchdringt ihn nicht. Man hätte sich sowohl vom Ensemble als auch von PiaMaria Gehle gewünscht, dass sie ihre Sache energischer anpacken. Denn es ist gerade die kluge Doppeldeutigkeit, die die wunderbaren Texte von PeterLicht ausmachen: Was zunächst harmlos poppig wirkt, entwickelt durch seine scheinbare Leichtigkeit eine subversive Kraft, die zumindest nachdenklich macht. Nur, das muss man sich er­arbeiten.