Über die Bauweise von Paradiesen – Filmwoche Nordkorea

Wenige Länder haben die westliche Fantasie in den letzten Jahren so beschäftigt wie das Reich der Dynastie Kim. Vor einigen Jahren hat das Allerweltskino schon einmal ein paar Produktionen dieser wohl am meisten geheimnisumwitterten und mythenumwaberten Kinematographie auf Erden gezeigt (die Filme von damals tauchen auch hier wieder auf).

 

Jetzt legen sie mit einer umfangreicheren Schau nach. Neben Klassikern nordkoreanischen Filmschaffens, darunter die erste abendfüllende Produktion »My Home Village« (1949) und »Das Blumenmädchen« (1971) – der erste Film des Landes, der einen A-Festival-Hauptpreis gewann –, finden sich aktuellere Werke, wie »The Wheels of Happiness« (2010) von Jong Kon-jo und Rim Chol-ho. Ein kleiner Schwerpunkt liegt auf den 80er und 90er Jahren, dem »Silbernen Zeitalter« der nordkoreanischen Kinogeschichte, wo neben Monumenten sozialistisch-realistischer Poesie wie Kim Chun-siks »Lighthouse« (1983) oder Jo Kyong-suns »A Broad Bellflower« (1985) auch diskret selbstkritische Versuche wie etwa Jon Jang Phals »O Youth« (1995) entstanden.

 

Für hiesige Zuschauer sind die Filme (die leider nur von DVD gebeamt werden) eine eigentümliche bis fundamental irritierende Erfahrung: Die Mischung aus Pas­toralkitsch und glückselig-naiver Fortschrittsgläubigkeit, gutherzigem Sentiment und erschütternd aufrichtigem Optimismus lässt einen oft fassungslos zurück. Das kennt man hier nicht (mehr), diese Schlichtheit, die einen ganz unvermutet zu berühren weiß. Zur Vorbereitung empfiehlt sich ein Blick in Kim Jong-ils Filmtheorie »On the Art of the Cinema« (1973), in der der »Geliebte Führer« alle großen Fragen des Kinos verhandelt.