Erfolgreiche Pirsch

Freie Kunstszene #26: ampersand hat einen professionellen Start hingelegt

Manchmal lösen sich von dem still in einem Wasserbassin schwebenden, bleichen Körper wie unabsichtlich einzelne Teile und sinken zu Boden. Aber auch schon angesichts der mit zahllosen Bläschen besetzten Oberfläche der glasig-grüngelben menschlichen Figur lässt sich kaum übersehen: hier sind fortschreitende Zersetzungsprozesse im Gang.

 

Marco Biermann und Ruben Smulczynski greifen gerne zu labilen Substanzen wie Gelatine – oder lassen eine aus Erde geformte Gestalt mit Hilfe von Grassamen in eine »höhere Dimension« übergehen. Kennengelernt haben sich die beiden 2010 in der Klasse von Katharina Grosse an der Düsseldorfer Akademie. Seither arbeiten sie zusammen, vornehmlich skulptural. Beim Akademierundgang sind sie mit der Gelatinearbeit dem Team von »ampersand« aufgefallen: Man beschloss, sie in den neuen Kunstraum einzuladen, wo sie jetzt ihre Arbeiten zusammen mit Katja Richter in der Ausstellung  »erlegt & zersetzt« vorstellen.

 

Solche taufrischen, teilweise auch noch sehr im Experimentellen steckenden Positionen reizen die Macher von »ampersand«. Unter dem für das verbindende Zeichen »&« stehenden Namen sorgen die sechs Betreiber Katja Richter, Saskia Kubis, Anita Sonderhof, Lutz Heineking jr., Tobias Mintert und Falko Bürschinger seit März für neues Leben in den ehemaligen Räumen des Kunstraum  »Blast«. Richter und Bürschinger sind selbst Künstler, die Mitstreiter kommen aus dem Design- und Filmbereich. Die Förderung der jungen Kunst aus der Region ist das hauptsächliche Anliegen, da man sich aber allem Relevanten gegenüber offen zeigen will, erlaubte man sich mit  »Notes from the Cleveland Underground« auch einen Exkurs in die USA.

 

Für »erlegt & zersetzt« ist es ein Gewinn, dass den Newcomern mit Katja Richter eine erfahrene und souveräne Künstlerin an die Seite gestellt wurde. Ihre Fotoarbeiten sind ein beachtliches Statement zur inszenierten Fotografie, auch ihre beiden im labyrinthisch verwinkelten Keller präsentierten Videoarbeiten überzeugen. In der kommenden, dann fünften Ausstellung wagt man sich mit dem Immendorff-Schüler Mikheil Chickladze an die erste Einzelausstellung. Nach dem hochprofessionellen Einstand der jungen  »ampersand«-Riege ist von ihr noch einiges zu erwarten.