Kostenloser Weckruf: Frachtmaschinen am Flughafen, Foto: Manfred Wegener

Nachts nach China

Der Streit um das Nachtflugverbot für den Flughafen Köln/Bonn spitzt sich zu. Seit fast fünfzehn Jahren sorgen nächtliche Passagierflüge zwischen Mitternacht und 5 Uhr für Diskussionen. Bisher gehört Köln/Bonn zu den wenigen europäischen Flughäfen, deren Verkehr nachts kaum eingeschränkt ist. Der Beschluss des hessischen Verwaltungsgerichtshofs, ein Nachtflugverbot für den Frankfurter Flughafen zu verhängen, schlägt sich jetzt in Köln/Bonn nieder: Seit Oktober fliegen beladene Frachtmaschinen am Abend von Frankfurt nach Köln, um von dort nachts weiter nach China zu starten. Das soll voraussichtlich bis zum Sommer so bleiben – sofern das Verwaltungsgericht Leipzig bis dahin Ausnahmeregelungen für Frankfurt genehmigt.

 

Damit bekommt auch die Diskussion im Kölner Rat neue Anstöße. Jochen Ott, SPD-Chef und verkehrspolitischer Sprecher im Landtag, meint: »Ökonomisch und ökologisch ist die aktuelle Situation absurd. Der Flieger wird in Köln zwischengeparkt, ohne dass die Region einen Nutzen davon hat.« Ein Nachtflugverbot ist Teil der rot-grünen Koalitionsvereinbarung und stehe nun in der entscheidenden Phase, berichtet Jörg Frank, Fraktionsgeschäftsführer der Kölner Grünen. »Aber letztlich entscheidet der Bundesverkehrsminister darüber. Wenn er das Verbot ablehnt, dann bleibt der Landesregierung nur übrig, zu klagen.«

 

Ein Aufschub der Entscheidung sei inakzeptabel, sagt Wolfgang Hoffmann, stellvertretender Vorsitzender der Lärmschutzgemeinschaft Köln/Bonn: »Seit 1997 warten wir darauf, dass der Passagierverkehr in der Nacht verboten wird. Die Politik macht sich unglaubwürdig, wenn jetzt nicht endlich der Beschluss kommt!« Die Forderung stütze sich auf die Nachtflugregelung des Flughafens, erklärt Hoffmann. Nach der sei der Passagierverkehr  – im Gegensatz zum Frachtverkehr – zwischen 0 und 5 Uhr prinzipiell anfechtbar.

 

Bleibt also offen, wie es weitergeht. Ein europaweites Verbot, bereits 2002 vom Bundesumweltrat vorgeschlagen, sei denkbar, meint Jochen Ott: »Eine europäische Lösung wäre das schnellste Verfahren – und würde der Sache vor allem den Konkurrenzdruck nehmen.«