Spitze, halbe Spitze

Zwischen Tanzbeirat und der Szene knirscht es

Der Tanzbeirat sprach im Herbst vergangenen Jahres seine ersten Förderempfehlungen aus, darunter die dreijährigen Konzeptionsförderungen à 30.000 Euro pro Jahr, und prompt verbreitete sich Ärger durch die Tanzszene bis in den Kulturausschuss hinein. Denn nicht die maximal möglichen drei, sondern nur zwei solcher Förderungen hat der Beirat empfohlen.

 

Einer von vier abgelehnten Antragstellern (gefördert wur­den Silke Z. und Stephanie Thiersch?/?mouvoir) outete sich, das movingtheatre.de, und die TanzKöln-Initiative warf  parallel dazu verbale Stinkbomben übelster Art gegen die Jury. Die hat sich nicht zu ihrer Entscheidung geäußert, sie müsste sonst alle positiven wie negativen Fördervoten offen legen – was keine Jury der deutschen Tanzwelt macht.   

 

Gern wird von »Signalen« geraunt, die Juryentscheidungen »nach außen« senden. Doch so eine Jury entscheidet nur über Anträge und wertet dabei die bisherige Arbeit der Künstler. Anspruch anzumelden, Druck zu machen, passt da nicht hin. Achim Conrad von movingtheatre.de meint gegenüber der StadtRevue allerdings: »Der Tanzbeirat wuss­te, dass seine Entscheidung die Auflösung der Tanzsparte von movingtheatre.de bedeutet. In der neuen Förderstruktur gibt es für ein international arbeitendes Kollektiv wie unseres nur die Konzeptionsförderung, die einen Ausbau des Erreichten ermöglicht«.

 

Das Erreichte und das Geplante haben den Beirat offenbar nicht überzeugt. Bis zu ihrem  beeindruckenden Stück »Revolver / Identities« hat die Gruppe auch wenig mit Qualität gepunktet. Jetzt ist der Beirat der Böse. Die Tanzszene hatte für seine Installierung gestimmt und, nach dem Hinundher zum Wahlverfahren, die Vertreter mit peinlich geringer Wahlbeteiligung erkoren. Jetzt sollten alle mal die Klappe zumachen. Die Juryentscheidung anzuzweifeln, bedeutet, die Jury zu entmachten. Wer soll ihre Arbeit dann machen? Wer will das dann noch?

 

Der Rat muss noch über die Konzeptionsförderungen, die bereits den Kulturausschuss passiert haben, entscheiden, voraussichtlich am 14. Februar. Schwierig sei es, mit einem kaum erhöhten Budget substanziellere Förderung zu finanzieren, sagt Kulturamtsleiter Konrad Schmidt-Werthern. Dreijährige Zusagen binden viel Geld, so dass für einzelne Projektförderungen weniger bleibt. Dass die Dreijahresförderungen im festen Turnus vergeben werden, steht für ihn fest. Nicht so für TanzKöln: Flankiert von einigen Politikern, möchte sie, dass zur Mitte 2012 noch eine dritte Förderung ausgeschrieben wird.