Namenlose Meister

Illustratoren aus Köln und NRW:

Das Festival ILLU 12 gibt erstmals einen Überblick der Szene

Seit gut zwei Jahrzehnten erfahren als Illustratoren arbeitende Künstler eine enorme Renaissance. Sie eroberten sich mit alten Techniken völlig neue Arbeitsfelder oder belebten mittels neuester Technik alte Bereiche, in denen man sie fast vergessen wähnte.

 

Niedergang eines Kunstberufes

 

Die in den 90er Jahren entstandenen Medienrealitäten sorgten allerdings auch hier dafür, dass sich dieser Aufschwung keinesfalls automatisch auf die Kontostände niederschlug. Wo Auftragskunst vornehmlich als Dienstleistung verstanden wird, bleiben die Künstler selbst oft unbekannt.

 

Das war mal anders –  zuletzt in den 50er Jahren, als  René Gruau seine Werbezeichnungen selbstverständlich signierte, der Holländer Dick Bruna mit dem kleinen, grafisch abstrahierten Kaninchen »Miffy« Weltruhm erreichte oder Saul Steinberg mit seinen »New Yorker« Titelbildern in der Kunstwelt zum Star aufstieg.

 

Kölns erste Illustratoren-Messe

 

Um auf wachsende Unsicherheit und das sich rasant ändernde Arbeitsfeld zu reagieren, gründete man vor zehn Jahren die Illustratoren Organisation e.V. (IO). Der runde Jahrestag gab den Anstoß für eine außergewöhnliche Veranstaltung: Am Wochenende 20. bis 22. April findet in der Halle des Design Quartier Ehrenfeld (DQE) die dreitägige »ILLU 12« statt, Kölns erste Illustratoren-Messe mit Ausstellern aus dem gesamten Rheinland.

 

»Es ist ein guter Anlass. Aber wir haben alles auf eigene Faust organisiert und sind lediglich in das Rahmenprogramm des IO-Jahrestags eingefügt worden« konkretisiert Elke Hanisch. Zusammen mit Antje Herzog hat sie ILLU 12 initiiert und organisiert mit fünf weiteren Illustratoren die Messe nebst Programm auf eigene Faust.

 

Antje Herzog führt aus: »Wir wollten die Vielfalt dessen zeigen, was Illustration ist. So gibt es eine spezielle, von Boris Servais gehängte Auswahl der Arbeiten aller vierzig ausstellenden Illustratoren; wir bieten Vorträge, Workshops, eine große Party am Samstag und diverse kleinere Events.«

 

Was Illustration alles ist

 

Diese Spannbreite lässt eher an die c / o Pop denken als an die parallel stattfindende Art Cologne – und tatsächlich betonen die Initiatorinnen auch die Eingebundenheit der Illustrationskunst in den Alltag. »Die Icons der Computerprogramme oder das hungrige Wesen auf einer Cornflakespackung sind so alltäglich, dass meist übersehen wird, dass sie von einem Illustrator geschaffen wurden.«

 

Die Teilnehmer wurden nicht ausgewählt, sondern trugen sich auf einer offenen Liste ein, bis das Platz-Kontingent belegt war. So entstand, nahezu zufällig, ein umfassender Überblick der Bandbreite zwischen freier Illustration, Werbung, Editorialillustration, Animation, Comic und Kinderbuch.

 

Dieser Überblick ist im Vergleich zum avantgardistischen Ansatz des Berliner »Illustrative« Festivals auch gewünscht. Also findet sich der versatile, mit seinen satirisch-realistischen Werken regelmäßig Magazintitel gestaltende Torsten Wolber neben der ausschließlich im Medium Stoffcollage arbeitenden Marta Pieczonko.

 

So verschieden die stilistischen Ansätze, so divergent auch die Lebensentwürfe dahinter. Wie in der Galeriekunst reichen sie vom Idealisten, der lieber prekär arbeitet als seinen Stil zu korrumpieren, zum perfekt vernetzten Tausendsassa.

 

Zwischen Kunst und Kommerz

 

Auffällig jedoch, dass trotz der sicher nicht ungeplanten Terminnähe zur Art Cologne der eigene Status sehr zurückhaltend betrachtet wird. Elke Hanisch: »Natürlich sehen sich einige als Künstler. Ich persönlich wollte nie in Richtung Kunst gehen, weil mir die Vielfältigkeit der Auftragsarbeiten Spaß bereitet.«

 

Nun ist die Kunstgeschichte voller Auftragsarbeiten, doch prägt das Marktmodell offenbar nachhaltig das eigene Bewusstsein. Dabei zeigen die Portfolios nahezu aller Illustratoren durchaus Arbeiten, die auch dem konservativen Begriff der »Freien Kunst« genügen. Boris Servais Malerei, Sabrina Tibourtines Collagen, Katrin Stangls Buchkunstseiten, Rufus Kriegers verwirrende Romantik oder Lars Henkels allegorischer Detailreichtum wären nur einige Beispiele für Werke, die man sich ohne weiteres in der High Art Galerie vorstellen kann.

 

Doch just die historisch begründete Dominanz der Galerienkunst rückt in Köln die Illustration stärker ins Abseits als in anderen Großstädten. Das mag halbwegs erklären, warum das Kulturamt keinen Förderetat für das Projekt fand. Dabei hat sich im Rheinland längst eine Szene etabliert, die international bestehen kann. Das wird die ILLU 12 zeigen und hoffentlich den Anfang einer Erfolgsgeschichte begründen.