Wohnen, Leben, Ausstellen

Freie Kunsträume #28:

Das Honigbrot belebt den Kölner Norden

Wenn sich Kunst und Publikum auf ungewohnten Pfaden begegnen, profitieren im Idealfall beide davon. Seit den Rahmenbedingungen ein nicht zu vernachlässigender Anteil an der Wahrnehmung eines Kunstwerks zugesprochen wird, spielen räumliche, soziale und gesellschaftliche Aspekte in der künstlerischen Auseinandersetzung eine immer wichtigere Rolle.

 

Wo früher zwischen der Kunst im geschützten Geviert des Museums oder der Galerie und der Kunst im öffentlichen Raum unterschieden wurde, mischen sich heute die Bereiche. Hinter dieser Öffnung steckt nicht zuletzt das Bedürfnis nach größerer gesellschaftlicher Verantwortlichkeit.

 

Solche Überlegungen treiben auch die Kunsthistorikerin Maria Wildeis an, die 2010 unter dem Label »Heimat+Sachkunde« mit der Ausstellung »Tip Top Stop« im Deutzer Hafen reüssierte. Mit ihrem neuen Projekt erfüllt sie sich einen lang gehegten Wunsch: »Das Honigbrot« versteht sich als Veranstaltungsreihe, bei der bildhauerische, also installativ-räumliche Positionen nicht in einem separaten Ausstellungsraum, sondern innerhalb der eigenen, privaten vier Wände präsentiert werden.

 

Als Austragungsort hat sie sich die oberste Etage des renommierten Galeriehauses An der Schanz 1a ausgesucht, in dem sie sich häuslich eingerichtet hat. Das würfelförmige Galeriehaus mit den markanten Lichtkuppelfenstern bietet beste räumliche Voraussetzungen für Kunstpräsentationen und mit den benachbarten Galerien auch die nötige Infrastruktur. Wie es tatsächlich ist, inmitten der Kunst auch zu wohnen, wird sich noch herausstellen müssen.

 

Geplant sind vier Ausstellungen im Jahr von jeweils vier Wochen Dauer, die von einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm begleitet werden. Den Anfang macht der 1979 geborene Kölner Clemens Botho Goldbach, der u.a. mit überbordenden Installationen zum Thema Wald bekannt wurde.

 

Der Titel D.O.M.,  Deo Optimo Maximo, versteht sich als Verweis auf die Antiken-Rezeption der Renaissance, die sich wiederum in der Naturromantik eines Caspar David Friedrich widerspiegelt. Goldbach arbeitete mit dem, was er rund um das Galeriehaus vorfindet, so dass bei der ersten temporären Versuchsanordnung von »Honigbrot« mit Strandgut vom nahen Rhein, Laubhaufen oder Mauerwerk gleichermaßen zu rechnen ist.

 

Bleibt zu wünschen, dass die Interventionen an der Schnittstelle zwischen sozialem Raum und urbaner Trostlosigkeit genug Reibungswärme erzeugen, um die geistigen Energieströme vor Ort – immerhin handelt es sich bei dem Gebäude um ein ehemaliges Umspannwerk – gehörig zum Fließen zu bringen.