Gute Zeiten neue Zeiten

Bei Fortuna Köln versucht man mit viel Engagement

und wenig Geld professionell zu bleiben

Fortuna in der Krise

Fortuna Köln = Jean Löring. So lautete die Gleichung über viele Jahre. Und würde der Mäzen »ming Vereinche« mal nicht mehr finanzieren können oder wollen, dann würd’s die Fortuna von einem Tag auf den anderen nicht mehr geben. So glaubte die Fußballbranche in all den Jahren, in denen der Südstadtklub als dienstältester Zweitligaverein eine feste Adresse und als »kölscher Familienverein« einen guten Ruf im deutschen Profifußball hatte.
Und was passierte? Geschäftsmann Jean Löring ging pleite, gegen den Verein wurde ein Insolvenzverfahren eröffnet, die erste Mannschaft rauschte aus der Zweiten Liga ab in die Tiefen des Amateurlagers. Eine alles in allem logische Kettenreaktion.

Überraschende Hilfestellung

Im vergangenen Spätsommer ist aber etwas überraschendes passiert. Obschon bereits vor der Saison mangels Geld und wettbewerbsfähiger Mannschaft als Regionalliga-Absteiger feststehend, fanden sich Leute mit offenbar großem Fortuna-Herz und hehrem Ziel: den freien Fall des Südstadtklubs aufzuhalten.
Initiiert wurde diese Gruppe vom 64-jährigen Johannes Böhne. Der ehemalige Banker und Löring-Geschäftspartner, der im Juni 2001 den Klubvorsitz übernahm, richtete auf der Fortuna-Geschäftsstelle angesichts extrem klammer Finanzlage eine Art »Not-Team« ein.

Ein >>Not-Team<< schmeisst den Laden

Eine Handvoll ehrenamtlich arbeitender Fortunen organisiert seither den laufenden Spielbetrieb der vielen Jugendmannschaften. Die Geschäfte des Klubs liegen in den Händen einer Sekretärin, eines Auszubildenden und einer studentischen Hilfskraft. Chef dieser drei ist der 29-jährige Gunter Krapp, ein Neffe des Klubchefs Böhne. Um die Personalkosten gering zu halten, wird getrickst: Der zuvor beim Bankhaus Oppenheim beschäftigte Immobilienfachmann arbeitet zwar rund um die Uhr für die Fortuna, steht aber auf der Firmen-Lohnliste seines Onkels.
Für Krapp, dem mit dem 52-jährigen Reinhard Moh ein Marketingexperte an die Seite gestellt wurde, kam der Branchenwechsel einem Sprung ins kalte Nass gleich: »Ich hatte überhaupt keine Ahnung vom Fußball und habe anfangs jede Menge Wasser geschluckt. Aber ich sehe bei der Fortuna die Chance, etwas ganz Neues aufzubauen und das macht die Sache für mich sehr reizvoll.«

Mit alten Ideen zum Imagewechsel?

Krapp und sein Team wollen das versuchen, was in den Jahren zuvor schon viele versuchten, aber niemand erreicht hat. Sie wollen das Image der Fortuna verändern und damit endlich mehr Zuschauer ins Stadion locken: »Die Fortuna-Spiele sollen zum Event für die ganze Familie werden. Mit Musik, Rahmenprogramm und jeder Menge Unterhaltung ums Spiel herum.« Außerdem soll ein Kultstatus als typischer Stadtteilverein aufgebaut werden, wie ihn der FC St. Pauli beispielsweise in Hamburg genießt.
Ideen, die bekannt vorkommen. So etwas hatten vor vier Jahren schon einmal Trainer Toni Schumacher und Marketing-Mann Markus Bockelkamp bei der Fortuna versucht. Aufwändige Plakataktionen und Werbe-Events blieben damals allerdings erfolglos. Dennoch wollen Krapp&Co. noch einmal den Versuch starten. »Wir hoffen auf etwa 1.000 Zuschauer pro Heimspiel, das wäre auch für potenzielle Sponsoren eine interessante Zahl«, rechnet der Geschäftsführer. Derzeit wird das Gros des Etats, der rund 750.000 Euro für die gesamte Spielzeit beträgt, von Hauptsponsor Scott bereitgestellt. Ein Partner, der sozusagen zur Familie gehört, denn Vorstandsvorsitzender Wolfgang Zulauf sitzt mit im Fortuna-Präsidium, sein ältester Sohn spielt in der Vereinsjugend.

Ohne neue Partner droht der Amatuerstatus

Neue Partner und neues Geld müssen also dringend her, denn selbst für die Oberliga ist der Etat knapp bemessen. Zumal bei der Fortuna zumindest die 1. Mannschaft weiter unter Profibedingungen arbeitet. Zweimal am Tag wird trainiert, medizinische und logistische Betreuung stehen für sieben Tage in der Woche zur Verfügung. »Nur so können wir uns vielleicht den kleinen Vorsprung gegenüber den meisten anderen Oberligisten bewahren«, argumentiert Krapp. Denn der Wiederaufstieg in die Regionalliga ist ein Ziel, das die neue Fortuna-Führung als zwingend ansieht: »In ein bis zwei Jahren wollen wir zurück in die Regionalliga, in drei bis fünf Jahren müssen wir wieder in der 2. Liga sein«, sagt der Geschäftsführer, »sonst ist der jetzige Aufwand nicht mehr zu leisten und die Fortuna versinkt tatsächlich im Niemandsland der Amateurvereine.« Wo sie für viele eigentlich hingehört.

Info
www.fortuna-koeln.de
Die August-Heimspiele im Südstadion: Mi. 14.8., 19.00 Uhr: Fortuna – Bonner SC; Sa. 17.8., 15.30 Uhr: Fortuna – SSVg Velbert; Sa. 31.8., 15.30 Uhr: Fortuna – Adler Osterfeld.