50 Jahre Oberhausener Manifest

Beginn einer neuen Zeitgeistrechnung

Am 28. Februar jährte sich zum fünzigsten Mal die Unterzeichnung des Oberhausener Manifests, in dem 26 junge deutsche Filmemacher selbstbewusst deklamierten: »Der alte Film ist tot. Wir glauben an den neuen.« An jenem Tag endete etwas in der bundesrepublikanischen Geschichte, eine neue Zeit begann.

 

Es ging wirklich um mehr als den Neubeginn einer Kunst: Einer Zeit und ihrem Geist wurde hier der Garaus gemacht. Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen präsentieren deshalb dieses Jahr eine Reihe zum Thema Filmmanifeste und -gruppen und die Ergebnisse eines riesigen Restaurationsprojekts.

 

Von rund vierzig Filmen der Oberhausener konnten neue Kopien gezogen werden, die zum ersten Mal alle zu sehen sein werden. Landesweit werden Kinematheken und Filmmuseen den Rest des Jahres ähnliche Programme zeigen, in Köln macht das erwartungsgemäß der Filmclub 813 mit einer kleinen, schelmisch konzipierten Reihe.

 

Mehr Form als Gehalt, mehr Stil als Gefühl

 

Als einziger Kinolangfilm aus der damaligen Zeit läuft in Köln Herbert Veselys »Das Brot der frühen Jahre« (1962), der eher zufällig zum Manifestwerk des Jungen Deutschen Films wurde – er war rechtzeitig für Cannes fertig und damit der erste Spielfilm eines Unterzeichners, den das internationale Publikum zu sehen bekam.

 

Begeistert war man damals davon nicht: mehr Form als Gehalt, mehr Stil als Gefühl warf man ihm vor. Schaut man sich den Film heute an, weiß man zwar, was die Kritiker damals meinten, ist aber geneigt, das als Element einer weitreichenderen Sinnsuche zu verstehen. Oder anders gesagt: Zum Abschied vom Gestern gehört der Anschluss ans Morgen.

 

Wegen solcher Werke assoziiert man den Neuen Deutschen Film gemeinhin nicht unbedingt mit Humor – ein Irrtum, wie mehrere Werke des klug zusammengestellten Kurzfilmprogramms zeigen.

 

Allen voran »Notizen aus dem Altmühltal« (1962), eine grantige Bestandsaufnahme des BRD-Hinterlandes von Hans Rolf Strobel und Heinrich Tichawsky, Walter Krüttners grimmige Glosse über Pauschalurlaub »Urlaub von der Stange« (1960) und die auf Böll basierende Satire »Machorka-Muff« (1962) von Danièle Huillet und Jean-Marie Straub, die im Gegensatz zu den vorgenannten Filmen Geschichte schrieb.