Das bisschen Haushalt

Zu spät, zu wenig: Wie die nicht verabschiedeten Haushalte in Stadt und Land die Kölner Filmszene beuteln

 

Köln besitze »ohne Zweifel eine herausragende Stellung in NRW und Deutschland«, was das filmwirtschaftliche und filmkulturelle Angebot anbelangt, heißt es selbstbewusst im Ende 2010 verabschiedeten Filmförderkonzept der Stadt Köln. Eine »dieser Bedeutung angemessene und verlässliche« Förderung ist Ziel des Konzepts.

 

Ob das Angebot an Filmkultur in der Stadt wirklich von überregionaler Bedeutung ist, kann man anzweifeln. Sicher ist jedoch, dass man in Köln knapp zweieinhalb Jahre später von den formulierten Zielvorstellungen weiter entfernt ist als zuvor. Das Stimmungsbild bei den Kölner Kinoinitiativen schwankt momentan zwischen Verunsicherung und Frustration.

 

Die Gründe sind vielfältig und miteinander verzahnt. Da ist zum einen der Stadthaushalt, der nach momentaner Voraussage erst im Juli beschlossen und im September verabschiedet werden wird – zu spät etwa für die Russische Filmwoche, die für Mai geplant war, und zu spät auch für die Kölner Kinonächte, die im Juli stattfinden sollten und jetzt abgesagt wurden.

 

Aus dem Kulturamt kam der Vorschlag, die Veranstaltungen in den Herbst zu verlegen. Doch in diese Zeit hat bereits fast die gesamte freie Kölner Filmszene ihre Reihen und Festivals verlegt, um den Unwägbarkeiten politischer Entscheidungsprozesse aus dem Weg zu gehen. Das Ergebnis: Während man sich im Oktober und November gegenseitig Publikum und Leinwände streitig macht, herrscht im Rest des Jahres weitgehend Leere im Kinokulturkalender.

 

2012 kommt erschwerend hinzu, dass der Landeshaushalt wegen der Neuwahlen ebenfalls erst nach der Sommerpause stehen wird. Deshalb ist erst einmal ungewiss, ob die von Rot-Grün geplante Sonderabgabe für die Städte fließen wird, die 40 Millionen Euro in die Kölner Kassen spülen sollte.

 

Unter der ungewissen Situation leidet natürlich die gesamte freie Kulturszene, doch die Filminitiativen haben größere Probleme als etwa Musik, Kunst oder Theater nicht-öffentliche Unterstützer zu finden. Die großen Kölner Stiftungen werden Finanzierungslücken nicht ausgleichen. Die SK Stiftung Kultur schließt mittlerweile Filmveranstaltungen in ihren Förderrichtlinien aus. Die Rheinenergie-Stiftung hat sich in diesem Bereich noch nie sonderlich hervorgetan.

 

Mit 173.000 Euro Förderung steht die freie Filmszene im Haushaltsentwurf für das Jahr 2012. Zu wenig, um das Filmkulturförderkonzept der Stadt umzusetzen, das gibt auch das Kulturamt zu. Doch selbst diese bescheidenen Mittel kommen dieses Jahr wohl für einige Veranstalter zu spät.

 

Anm. d. Redaktion: Nach Redaktionsschluss kam die Nachricht, dass die Kölner Kinonächte eventuell als privatwirtschaftliche Initiative der Kölner Kinos stattfinden werden.