Bongo Hotheads

Was für ein nervtötender Sound! Was für ein entrückter, niemals enden wollender, alle Beschränkungen hinter sich lassender nervtötender Sound! Jagwa Music stammt aus Dar es Salaam, der Hauptstatdt Tansanias, einer Millionenmetropole am Indischen Ozean. Das Kollektiv spielt die urbane Musik Ostafrikas mit einer Rasanz und einer fiebrigen Nervosität, die schwindelig macht Mchiriku heißt sie und verdankt sich einer schicksalhaften Konfrontation, oder eher: Kollision.

 

Vor einigen Jahren erst machten die einheimischen Chakacha-Bands eine Entdeckung: Ihre dichten, bisweilen schier undurchdringlichen Rhythmus-Geflechte erhielten eine schwebende, leichte, tänzelnde Note – wenn sie mit Synthesizer-Flächen kombiniert wurden. Dazu bedienen sich die Musiker billiger, zum Teil schrottreifer Keyboards, die sie an vorsintflutliche Verstärker anschließen.

 

Die Casio-Keyboards produzieren einen leiernden, nöhlenden Klang – es sind eigenartig verzerrte Fanfaren, die die Musiker aus diesen Apparaten herausholen und die ihre rasenden Polyrhythmen wie in ein allzu grelles Geschenkpapier einschlagen. Das ist von unfassbarer Penetranz. Man genießt diese Musik, wenn man ihr keinen Widerstand entgegensetzt, und sich ihr ganz hingibt. Dann allerdings erlebt man, dass es derzeit keine bessere Trancemusik geben kann.

 

Jagwa Music sind die Shootingstars der Szene. Sie treten mit manchmal auch zwei Keyboardern auf, bringen eine vierköpfige Percussiongruppe auf die Bühne, dazu die  Tänzerin Catherine Msafiri und MC Jackie Kazimoto, der eine ähnliche Dauerbeschallung und Alarmstimmung verbreitet wie das Keyboard-Getröte.
Jagwa Music kennt keine Pausen, keinen Spannungsabfall. 

 

Keine New Yorker No-Wave-Band und keine manischen Berliner Postpunks können da mithalten. Jagwa Music stehen exemplarisch für die Globalisierung von Pop, die erst in den letzten zehn Jahren so richtig in Schwung gekommen ist. Das Koordinatensystem der Hipness hat dieser Sound bereits grundlegend verändert.