Kunsthochschule für Medien: Rundgang 2012

Die schöne neue Medienwelt erheitert uns gelegentlich mit Ironie. Da will man eben das Gründungsjahr der Kunsthochschule für Medien googeln, dieser mit aller High-Tech ausgestatteten Kölner Ausbildungsschmiede der medialen Avantgarde, und stolpert direkt über den Warnhinweis, dass dieser Wikipedia-Artikel einer Überarbeitung bedarf. Vermutlich sind die rund 350 digital natives, die aktuell dort studieren, auf Facebook unterwegs oder haben besseres zu tun, als Wiki-Einträge zu aktualisieren. Oder die 1990 gegründete KHM produziert einfach zu viele News.

 

Tatsächlich hat sich die als Modellprojekt gestartete Hochschule immer wieder erneuert, parallel zu den technischen, künstlerischen und bildungspolitischen Entwicklungen der letzten zwanzig Jahre. Nach der jüngsten Reform 2011 wird in den drei Departments Film, Kunst und Wissenschaft »transmedial« alles gelehrt, was – inzwischen mit Selbstverständlichkeit – Medieneinsatz mit sich bringt: von Fotografie über sämtliche Filmgenres, Animation, Video- und Lichtkunst, Design, Sound, Klang, Kunst im öffentlichen Raum, Architektur, experimentelle Informatik bis zu Ästhetik und Geschichte der Maschinen, der Künste und Medien. 

 

Längst funktioniert dieser Elfenbeinturm als Tor zur Welt

 

Arbeiten von Studierenden und Absolventen sind präsent, im Fernseh- und Filmgeschäft wie in allen Bereichen des Kunstbetriebs: im KHM-eigenen Ausstellungsraum Glasmoog, im »Echoraum« der Bonner Bundeskunsthalle, in einer Absolventen-Reihe des Kölner Ausstellungsraums Moltkerei, alljährlich in einer Sonderschau der Art Cologne. Und, ohne erkennbares KHM-Label, in immer mehr Galerien – die Bewährungsprobe auf dem freien Markt.

 

In gewissem Sinne markiert das den Weg vom Spezialistentum zur Normalität , wohlgemerkt der einer Kunsthochschule. Deren Stärke liegt im Freiraum für Querköpfe und Eigenbrötler. Und wie für jede Akademie gilt: sie ist so gut wie ihre Dozenten. In Köln lehren als Kunstprofessoren Mischa Kuball, Julia Scher, Johannes Wohnseifer oder der Videokünstler Phil Collins. Ab der nächsten Ausgabe widmen wir ihnen eine neue Serie.