Dirty Projectors

Swing Lo Magellan

(Domino/Rough Trade)

Erscheint am 6.7.

David Longstreth, unumschränktes Mastermind der Dirty Projectors aus New York, gibt dem Pop das zurück, was im neokonformistischen Songwriter-Boom der letzten Jahre wieder verdeckt zu werden drohte – absolute Künstlichkeit. Antimetaphysische Transzendenz. Die Tradition gilt ihm nicht als anbetungswürdig, sondern radikal als Material. Alles saugt er ein und verwandelt es in seine eigene Sprache, die natürlich niemals ganz verleugnen kann, woher sie »ursprünglich« kommt, sondern damit charmant kokettiert.

 

Die Songs auf »Swing Lo Magellan« kann man durchaus als Reverenz an den reichen, glamourösen, konzeptuell übertrieben avancierten Pop der 70er Jahre verstehen. Ja, da klingen The Who und Queen und John Cale und die späten Beatles durch (sehr stark gefiltert, schon klar), überhaupt das ganze hochgezüchtete Zeug aus UK: Kunstpop, übertrieben gestelzter Soul, Zitatwahn, den Perfektionismus mit Fehlern spicken, keiner Dissonanz aus dem Weg gehen, aber letztlich doch mit catchy Melodien locken – und den hell klirrenden Gitarren West-Afrikas, die auch schon für den Erfolg Vampire Weekends verantwortlich waren.

 

Natürlich ist Longstreth, der auf diesem siebten Album überzeugender denn je croont und jede Menge naturidentischen Herzschmerz verströmt, ein Kind seiner Zeit: Er fährt die Songs eben nicht an die Wand. Die Rückversicherung, dass dieses Album kommerziell erfolgreich und zeitgeistig sein wird, möchte er schon.

 

Aber auch diesen Rest an Bravheit kann man als historische Einordnung verstehen:
Den 70er-Jahre-Popfürsten ging es ja nicht um musikalische Undurchdringlichkeit, sondern um die Zauberformel aus Massengeschmack, dekadenter Verschwendung und kühnem Avantgardismus. Diese Zauberformel sucht auch Longstreth.
Und er hat sie wohl gefunden. Aber er verrät sie uns nicht.