StadtRevue liest: Christian Kracht, »Imperium«

(Kiepenhauer & Witsch, 18,99?€)

 

Ein brillanter Abenteuerroman, dessen Held ein von Zivilisationsekel getriebener Freak des Fin de siècle ist. Aus dem wilhelminischen Deutschland macht er sich auf, in der Südsee eine soziale Utopie zu verwirklichen: Man ist bevorzugt nackt, knabbert zur Sättigung bloß Kokosnüsse und fröhnt einem sonderbaren Sonnenkult.

 

So werden wir Zeuge, wie spiritueller Elan und Weltverbesserung im Wahnsinn münden. Man kann das als eine Parabel der Höllen des 20. Jahrhunderts lesen. Freilich im Plauderton abgefasst, samt den Manierismen des 19. Jahrhunderts. Noch nie hat Kracht die Zerrüttung so beschwingt und elegant notiert. Als Leser wird man in den Ferien freilich Acht geben, dass einem die Sonne nicht derart den Verstand versengt wie dem Helden.