Von Hollywood nach Köln

KHM-Professoren im Porträt:

Julia Scher lehrt Kunst mit Sicherheitsrisiko

Wie behalte ich die Kontrolle über das Risiko? Wie gehe ich mit dem Zufall um? Wie mit der Illegalität? In ihren Seminaren vermittelt Julia Scher Kunst ohne Netz und doppelten Boden. Dass sich ihr Fachgebiet um das Thema Sicherheit dreht, steht dazu nur scheinbar im Widerspruch. Es gilt, die Grenzen vermeintlich geschützter Räume – seien es Länder, das Internet oder das Museum – mit allen künstlerischen Medien auszuloten. 

 

Die Zeichen von Überwachung und Kontrolle, ob im Internet oder im real-konkreten Leben, sollen nicht nur theoretisch ergründet, sondern auch ganz praktisch auseinander genommen und durcheinander gebracht werden. »Der Sicherheitsmarkt ist weltweit einer der stärksten«, erzählt die 1954 in Hollywood geborene Künstlerin, die sich in ihren Skulpturen, Installationen und Performances mit der Ambivalenz von Bedrohung und der Faszination von Überwachung auseinander setzt. Die Unsichtbarkeit von Sicherheitsmaßnahmen ist nur eines der vielen Phänomene, die sie interessieren.

 

Seit sechs Jahren unterrichtet die Amerikanerin leidenschaftlich die Themen »Multimedia Performance« und »Surveillant Architectures« an der Kölner Kunsthochschule für Medien. Zuvor hat sie an renommierten Hochschulen wie dem Massachusetts Institute of Technology in Cambridge gelehrt und international Vorträge gehalten hat.

 

»Kunst sollte ein Ort für Tests sein, bei denen man zu Beginn nicht weiß, was dabei heraus kommt«, findet Scher. »So können neue Möglichkeiten erschlossen werden, wie und wo Kunst produziert werden kann, ob auf dem Handy oder auf dem Mars, und wie damit auch ein neues Publikum erreicht werden kann. Die KHM bietet dafür hervorragende Bedingungen, weil sie sich ständig weiter entwickelt«. »Das Testen«, fügt sie hinzu, »wird heutzutage ja immer wertvoller. Wir wollen keine Produkte mehr, die nicht getestet sind.«

 

Ob als Schlapphut-tragende Hauptdarstellerin neben Kasper König in Frances Scholz’ Kino-Film »China City« oder als Lippen-Synchronsprechende Showmasterin – immer wieder schlüpft Julia Scher in fremde Rollen und testet damit auch ihren eigene Wirkungskreis als Künstlerin aus. Eine Inspiration für ihre Studenten ist sie schon jetzt.