Im Zeichen der Trikolore

Johann Anton de Peters, Wilhelm Kleinenbroich und die Revolution

Zwei Randfiguren der Kunstgeschichte sind derzeit in Kölner Museen zu entdecken, deren Leben geprägt war von Aufklärung, bürgerlicher Revolution und ihren Folgen.

 

Der eine, Johann Anton de Peters, wird 1725 in Köln geboren und dreißig Jahre später von einem durchreisenden französischen Maler entdeckt. Im höfischen Paris findet sein Stil, zwischen Jean-Baptiste Greuze und François Boucher, schnell Anklang. Peters Karriere ist steil, führt ihn gar in den Adelsstand. Er flieht vor der Revolution und kann, völlig verarmt zurück in Köln, doch kaum mehr tun, als sein gerettetes grafisches Werk an Ferdinand Franz Wallraf zu verkaufen.

 

Eine Auswahl dieser Arbeiten ist nun im Graphischen Kabinett zu bestaunen. Man blickt in leichtlebige Szenerien, in denen andauernd Bücher gelesen werden. Die Kreidezeichnung einer jungen Lesenden verblüfft mit ihrem photorealistischen Charakter, auch die Lebendigkeit der Augen und die Korrektheit der Hände (an denen wohl nicht mal Thomas Bernhard etwas zu meckern gehabt hätte) beeindrucken.

 

Peters galantes Geschick steht dem der ebenfalls gezeigten Hyacinthe Rigaud oder Jean-Honore Fragonard in nichts nach. Stillen Schrittes kündigt sich im gesellschaftlichen Vakuum eine stilistische Moderne an, doch die tatsächliche Moderne lässt das Vakuum implodieren. Bald verschwinden die Motive entspannter Selbstdarstellung. Der postrevolutionäre Historismus beschreibt eine andere, sich selbst idealisierende Welt. 

 

Der 1812 in Köln geborene Wilhelm Kleinenbroich war bereits ein Kind jener neuen Zeit. Er verdient sein Geld mit repräsentativen bürgerlichen Familienporträts, doch bald schließt er sich deutschen bürgerlichen Bewegungen an, malt anti-preussische Karnevalsdekorationen sowie allegorische Tuschbilder und Aquarelle. Seine Trikolore ist schwarz-rot-gold. Die Ausstellung im Kölnischen Stadtmuseum zum 200. Geburtstag des Künstlers erinnert auch an die demokratisch-revolutionäre Bedeutung jener Farben, und kontrastiert sie mit den Fussballwimpeln unserer Tage.

 

Kleinenbroich agiert als Chronist der Revolution von 1848 in Köln. Eines seiner aufwändigen Gemälde zeigt die Folgen unsozialer preussischer Gesetzgebung. Doch Intrigen lassen ihn bald zweifeln, auch dies dokumentieren seine Werke. In späteren Jahren verdingt er sich wieder als Ausstattungsmaler des rheinischen Bürgertums. Ein verlorener Meister wie de Peters und ein hin und her Gerissener wie Kleinenbroich – exemplarische Künstlerleben einer bewegten Zeit.