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KMPFSPRT demonstrieren, dass Emo kein Schimpfwort ist

»Das ist doch kein Name für ‘ne Band«, haben KMPFSPRT ihre erste Veröffentlichung betitelt. Aber wieso eigentlich nicht? Gitarrist und Co-Songwriter David Schumann klärt auf: »Bei Helge Schneider heißt es: ›Orang Utan Klaus – das ist doch ein Name für ‘ne Katze‹. Das haben wir einfach adaptiert.«

 

Eigentlich aber ist KMPFSPRT der perfekte Name für das Kölner Quartett. Ihr energiegeladener Hardcore-Punk-Pop verfügt über eine immense physische Kraft: das Tempo ist rasant, die Riffs sind schnittig, die Breaks turbulent, der Gesang permanent auf Anschlag. »Man muss gut trainiert sein«, bestätigt David, »wir haben gemerkt, dass wir bei Konzerten an unsere physischen Grenzen kommen, immerhin sind wir im Schnitt 31,5 Jahre alt. Wir gehen sogar ins Fitnesscenter, schließlich wollen wir nicht schlapp machen, sondern abliefern.« Der Gedanke der Disziplin hat im Hardcore Tradition, »allerdings nur sich selbst gegenüber«, wie David betont. Der Gitarrist hat sieben Jahre lang straight edge gelebt, sieht die Dinge inzwischen aber lockerer. 

 

Im Geschäft sind David, Sänger und Gitarrist Richard Meyer, Schlagzeuger Max Schreiber und Bassist Dennis Meyer alte Hasen. Mit ihren Vorgängerbands Days In Grief und Fire In The Attic konnten sie in der Szene große Erfolge feiern. KMPFSPRT funktioniert nun eher als Zusammenschluss langjähriger bester Freunde (zwei davon sind sogar Brüder).

 

Auch ein konzeptioneller Richtungswechsel ging mit der Neugründung einher: Erstmals wird auf Deutsch gesungen. »Inzwischen können wir uns das gar nicht mehr anders vorstellen, als in der eigenen Sprache«, schwärmt David, »allerdings lässt sie einem schlechte Texte auch nicht mehr durchgehen.« Muss sie auch nicht. Denn so, wie David und Bassist Dennis die Themen, die sie wütend machen – Rassismus, Nationalismus, Sexismus – auf unplakative, persönliche, bisweilen gar poetische Weise in ihren Songs verhandeln, bleibt immer noch genügend Interpretationsfreiraum. Politik und Befindlichkeit gehen hier tatsächlich Hand in Hand.

 

Bleibt noch einen Sache zu klären: Hardcore mit Gefühl – ist das nicht Emo? »Für unsere Generation ist Emo absolut kein Schimpfwort«, erklärt David. »Für mich stammt der Begriff aus der Zeit Anfang/Mitte der 90er, als Hardcore angefangen hat, Softness zuzulassen, die gesamte Gefühlspalette abzubilden. Wir beziehen uns auf Bands wie Sunny Day Real Estate, Mineral, Hot Water Music und Get Up Kids. Mit den Kajal-Jugendlichen aus der Bravo, für die der Begriff heute oft verwendet wird, hat das alles nichts zu tun.«