Dan Deacon

»America«

(Domino Records?/?GoodToGo)

Erscheint am 24.8.

Das ist ein irrer Aufwand, den der Produzent, Elektroniker, Komponist und Polit-Aktivist (Occupy!) Dan Deacon betreibt. Muss aber vielleicht so sein, wenn man sein neuestes Werk so schlicht wie selbstbewusst »America« nennt. Deacon hat jedenfalls Heerscharen von Musikern beschäftigt, mit denen er eine buntschillernde Palette Klangfarben anrührt.

 

Aber warum eigentlich? Komplexitätsrekorde bricht »America« nicht, die Musik ist linear organisiert, in sich sind die Stücke kaum moduliert. Deacon denkt offensichtlich nicht als Songwriter – nicht im Van-Dyke-Parks-Modus –, der komplexe Geschichten zu bändigen hat. Er geht vielmehr von Sounds und Stimmungen aus. Und bleibt an ihnen kleben. Mit ihrem potentiellen Reichtum kann er wenig anfangen. Wieso beschäftigt jemand 22 Musiker, wenn die Musik, die dabei entsteht, genauso gut virtuell hätte generiert werden können? Worin besteht der Gegenwert dieser Materialschlacht?

 

Merkwürdig aufgeschäumte, ambitioniert verkrampfte Hymnen

 

Deacon peitscht seine Stücke unter sequentiellem Geblubber munter nach vorne. Das kann mitreißen. Es bietet Manierismen im Stile eines Pseudo-Terry-Rileys. Für fünf Minuten funktioniert es. Und sonst? Das soll doch keine Wohnzimmer-Produktion sein, sondern die Highbrow-Variante von Indiepop. Herauskommen sind merkwürdig aufgeschäumte, ambitioniert verkrampfte Hymnen. Es riecht einfach zu sehr nach Studentenschweiß.

 

Deacon, Jahrgang 1981, ist seit fünf, sechs Jahren dabei, sich als zeitgenössischer Produzent zu etablieren, er probiert viel aus: Orchesterstücke, Film-Soundtracks, Elektronikgebruzzel. Mag sein, dass er Potenzial hat. Demut – also die Besinnung auf das harte Songwriter-Handwerk – hätte »America« aber ganz gut getan.