Emanuel And The Fear

»The Janus Mirror«

(Haldern Pop Records?/?Rough Trade)

Erscheint am 14.9.

Seit ihrer letzten Veröffentlichung sind Emanuel And The Fear um sage und schreibe fünf Bandmitglieder geschrumpft. Erstaunlicherweise sind aber immer noch sechs Musiker übrig. Zu elft unterwegs, als US-amerikanische Indie-Band, die hauptsächlich in Europa tourt – das konnte wohl nicht gutgehen. Aber keine Sorge: Auch zu sechst bringt die Formation einen verdammt orchestralen Sound auf die Bühne, respektive auf ihre Tonträger. »The Janus Mirror« ist ein echter Brocken von einem Album. Ein Indie-Prog-Rock-Meisterwerk.

 

Das Tolle ist, dass einem erst mal keine zeitgenössischen Referenzbands einfallen wollen. Klar, es gibt personelle Überschneidungen mit The -National und Sufjan Stevens. Das heißt aber noch lange nicht, dass Emanuel And The Fear eines dieser klassischen Indie-Folk-Kollektive wären. Trotz Geigen und echter Handarbeit: Folk ist so ziemlich das Gegenteil von dem, wofür die Band steht.

 

Größenwahn, Opulenz und Melodramatik

 

Hier regiert der Größenwahn, die Opulenz, die überkandidelte Melodramatik. Die Songs haben die Struktur kleiner Opern und eine Dramaturgie, die vom zarten Gitarrenzirpen bis zum wagnerianischen Götterdonnern reicht. Das ist mutig und kompromisslos. Denn die Band betreibt mitnichten Scheinriesentum, sondern jongliert mit Substanziellem – musikalisch und inhaltlich. 

 

Textlich gibt es einen roten Faden, der wunderbar mit der musikalischen Hyperaktivität korrespondiert: Es geht um »das überladene menschliche Erleben in der heutigen Silicium-Welt« (Info). Diese innere Unruhe vertonen Emanuel And The Fear mit einer Virtuosität, die heute eigentlich gar nicht mehr erlaubt ist. Frühe Genesis, Queen, sogar Iron Maiden – das ist der  Kosmos, innerhalb dessen sich diese außergewöhnliche Band bewegt.