Yang Jisheng, »Grabstein — Mùbei. Die große chinesische Hungerkatastrophe 1958–1962«

Der Große Sprung nach vorn sollte China Autarkie, Schwerindustrialisierung (Stichwort: ein Hochofen für jedes Dorf!) und die schnellstmögliche Einführung des Sozialismus garantieren. Es wurde ein Sprung in den Abgrund — die größte von Menschen verursachte Hungerkatastrophe. 36 Millionen Chinesen sind in diesen vier Jahren gestorben. Und im Nachhinein das vielleicht Schlimmste: Es durfte über diese Katastrophe nicht öffentlich gesprochen werden. Yang Jisheng, Journalist, Historiker, Mitglied der chinesischen KP und als heute 72-Jähriger selber ein Überlebender, hat jahrelang Interviews und unter Verschluss gehaltene Dokumente zusammengetragen. Seine Mischung aus oral history und dem geduldigen Ansammeln eines erdrückenden Faktenbergs ist stark — aber nein, das Buch lädt natürlich nicht zum Lesen ein. Yangs rabenschwarzes Resultat: Fast in jedem Stadium wäre die Hungerkatastrophe noch zu stoppen gewesen. Sie war politisch gewollt.

 

Fischer Verlag 2012, 800 Seiten, 28?€