Fluglärm am Flughafen Köln/Bonn

Basisinformationen

- regelmäßige Lärmbelastung verursacht Krankheiten wie Bluthochdruck, und kann Herz-Kreislauf-Leiden, Asthma oder Allergien verstärken

- in einem Verfahren gegen den London Heathrow Airport, erließ der Europäische Gerichtshof (EuGH), ein Urteil, welches besagt, dass Nachtflüge gegen das Menschenrecht auf einen \"guten Nachtschlaf\" verstoßen

- als Nachtflüge werden Flüge zwischen 22.30 Uhr und 6.00 Uhr bezeichnet

- Fluglärm darf tagsüber 55 Dezibel, nachts 45 Dezibel nicht überschreiten



Chronik der Entwicklungen seit 1998:

März 1998: Bundesverkehrsminister Wissmann (CDU) plant die Bundesanteile an den deutschen Flughäfen zu veräußern. Auch in Köln/Bonn wollen Bund und Land ihre Anteile von jeweils 30,94% an private Dritte verkaufen, nicht an die umliegenden Kommunen. Diese Privatisierungspläne stoßen auf Protest der Grünen, die noch höhere Nachtflugbewegungen befürchten. Außerdem wird auf die ohnehin hohe Umweltbelastung und die enorme Lärmbelästigung durch den Flugverkehr verwiesen.

Juni 1999: Auch die CDU im Kölner Rat macht sich für eine Teilprivatisierung des Flughafens stark. Die Grünen protestieren.

September 1999: Die SPD im NRW-Landtag sieht davon ab auf Bundesebene Antrag auf ein umfassendes Nachtflugverbot am Köln/Bonner Flughafen zu stellen. Der grüne Koalitionspartner wirft der SPD darauf hin Vertragsbruch vor.

November 1999: Das Landesministerium für Wirtschaft und Mittelstand, Technologie und Verkehr teilt mit, die Verschärfungen der Nachtflugregelung griffen. Sowohl die Anzahl der Nachtflüge im Allgemeinen, als auch die Anzahl besonders lauter Nachtflugbewegungen seien reduziert worden.

Dezember 1999: Der BUND legt ein Gutachten vor, das die ökologische Unverträglichkeit der Ausbaupläne des Köln/Bonner Flughafens belegt.

Januar 2000: Der Brüsseler Airport Zaventem erlässt ein uneingeschränktes Nachtflugverbot. Der Frachtcarrier DHL ist besonders davon betroffen und es wird befürchtet, dass DHL nun verstärkt auf Köln/Bonn ausweicht. Die Grünen fordern eine europaweite Beschränkung von Nachtflügen.

Januar 2000: CDU, FDP und Grüne stellen im Rat den Antrag, noch ausstehende, weiter reichende Nachtflugbeschränkungen beim Bundesverkehrsminister zu beantragen, wie es das auf Landesebene beschlossene 22-Punkte-Programm zum Lärmschutz vorsieht.

Januar 2000: Die IHK kritisiert den Ratsantrag scharf und verweist auf den Verlust von \"Tausenden von Arbeitsplätzen\".

Januar 2000: Die Grünen im Kölner Rat kritisieren erneut Pläne ihres Kooperationspartners CDU zur Privatisierung des Flughafens und zu einer Zusammenarbeit mit dem Düsseldorfer Flughafen. Die Grünen fürchten, dass Köln/Bonns Passagierverkehr sinkt und der Flughafen noch stärker zum Frachtairport wird, was ein weiter erhöhtes Nachtflug-Aufkommen bedeuten könnte.

März 2000: Lärmschutzinitiativen, Frachtcarrier, Geschäftsleitung des Flughafens Köln/Bonn, Bundesverkehrsministerium und das Land NRW einigen sich auf ein 11-Punkte-Programm zum Lärmschutz. Zentrale Inhalte sind u.a. eine Ausweitung des passiven Schallschutzes (z.B. Schallschutzfenster), der Einsatz leiserer Flugzeuge, sowie leisere Flugverfahren (verbesserte Flugleitsysteme an Bord, Vorverlegung des Startpunktes).

Mai 2000: Während der Koalitionsverhandlungen von SPD und Grünen in NRW, unterstützt die IHK öffentlich Wolfgang Clement, der an Nachtflügen in Köln/Bonn festhalten will. Die Grünen fordern u.a. eine Kernruhezeit zwischen 0 und 5 Uhr. Hält Clement an seiner Position fest, so sehen die Grünen die Koalitionsverhandlungen vor dem Scheitern.

Mai 2000: Eine mögliche Startbahnverlängerung am Köln/Bonner Flughafen wird von der Kölner CDU kritisiert. Man fürchtet \"katastrophale Lärmauswirkungen\".

Juli 2000: Die Flughafen Köln/Bonn GmbH legt einen Sachstandsbericht zum Nachtflugverkehr vor. Der Bericht verzeichnet einen Rückgang der Übertretungen der 75 db(A)-Lärmgrenze. Weiterhin stellt er das NESS-Verfahren zum lärmoptimierten Starten, sowie das 11-Punkte-Programm zum Lärmschutz vor. Der Bericht verzeichnet auch ein Anwachsen der beförderten Frachtmenge um 11,8%.

September 2000: Der Rat der Stadt Köln beschließt die Einrichtung einer stationären Fluglärmmessstelle in Köln-Rodenkirchen. Die Erstellung eines Lärmkatasters für Fluglärm, sowie die Erstellung eines Gutachtens über die gesundheitlichen Auswirkungen des Nachtfluglärms werden abgelehnt.

September 2000: Das Bundesverwaltungsgericht kassiert ein Urteil des Oberverwaltungsgerichtes Münster, welches die Klage eines Fluglärmopfers wegen fehlender Klagebefugnis abgewiesen hatte. Nun können Anwohner gegen unzumutbaren Fluglärm aussichtsreich klagen.

Mai 2001: NRW-Verkehrsminister Schwanhold wirbt in den USA mit der \"Nachtoffenheit\" in Köln/Bonn.

Juni 2001: In Forsbach bauen zwei Familien, die vom Fluglärm betroffen sind, einen unterirdischen Schlafbunker.

August 2001: NRW- und Bundesverkehrsministerium halten die Forderungen nach einer Kernruhezeit zwischen 0 und 5 Uhr, sowie das Nachtflugverbot für die Boeing 747 für rechtlich nicht umsetzbar.

September 2001: Der Evangelische Stadtkirchenverband setzt sich für die Fluglärm-Opfer ein und regt ein Symposium zur Lärmproblematik an.

Oktober 2001: Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte erlässt ein Urteil, das die Nachtflüge am Flughafen London-Heathrow als Verstoß gegen die Europäische Menschenrechtskonvention wertet.

November 2001: Am Flughafen Köln/Bonn sollen ab November 2002 nachts nur noch Flugzeuge eingesetzt werden, die auf der Lärm-Bonusliste stehen.

April 2002: Die Sachverständigen des Bundesumweltrates schlagen ein europaweites Nachtflugverbot vor.

Mai 2002: Die Grünen im NRW-Landtag hatten bei einer Brüsseler Anwaltskanzlei ein Gutachten in Auftrag gegeben. Das zeigt nun, dass ein Verbot nächtlicher Passagierflüge nicht gegen europäisches Recht verstößt.

Juni 2002: Die SPD im NRW-Landtag will den Köln/Bonner Flughafen in Kooperation mit UPS zum \"führenden Logistikzentrum Europas nach amerikanischem Vorbild\" ausbauen. Die Grünen protestieren scharf und fordern erneut eine Kernruhezeit und die Orientierung auf Köln/Bonn als Tagesfrachtzentrum.

Juli 2002: Der Verkehrswissenschaftler Herbert Baum von der Uni Köln stellt ein Gutachten vor, dass die Kooperation der Flughäfen Köln/Bonn und Frankfurt empfiehlt. Köln/Bonn könne von den nächtlichen Engpässen Frankfurts profitieren.

August 2002: Im Aufsichtsrat der Flughafen Köln/Bonn GmbH (FKB) bricht ein Streit über die künftige Ausrichtung des Unternehmens aus. FKB-Chef Michael Garvens akquiriert erfolgreich Billigfluglinien und wird dafür von Aufsichtsratchef Klaus Laepple kritisiert, der die Kooperation mit Frankfurt vorantreiben will. Bei einem Friedensgipfel im Kölner Rathaus einigt man sich darauf beides zu tun.