Nischen finden

KHM-Professoren im Porträt: Phil Collins lehrt Videokunst und Performance

 

Ist die nicht super? Phil Collins freut sich über die große Musikbox, die in seinem Büro steht und noch darauf wartet, neu programmiert zu werden. Der Automat ist für den britischen Künstler in Köln künftig ein wichtiges Unterrichtstool. »Warum im Seminar nicht auch mal tanzen oder sich zumindest bewegen?«, lacht der 42-Jährige. »Ich biete Strategien an, kreativ zu arbeiten und dabei geht es auch darum, Nischen zu finden, die nicht besetzt sind. Zum Beispiel an Orten, die sonst nur Tischen oder Computern vorbehalten sind.« Seit wenigen Monaten lehrt der mit vielen Preisen und großen Ausstellungen geehrte Videokünstler an der Kunsthochschule für Medien das Unterrichtsfach Kunst mit dem Fokus auf Video und Performance. Bei dieser neuen Aufgabe ist ihm vor allem wichtig, dem Nachwuchs die Last zu nehmen, direkt auf dem Kunstmarkt bestehen zu müssen und gleich die »richtigen« Sachen an den »richtigen« Orten ausstellen zu müssen. Die Improvisation, das Scheitern, der Dialog mit Räumen, Ausstellungen und dem Publikum erscheint ihm wesentlich wichtiger. Diese Möglichkeiten spielt er mit Studierenden durch, ob in den Räumen der Hochschule oder in Performances vor Publikum. 

 

Insbesondere der Austausch mit der Popkultur, mit Musikvideo oder Fernsehen inspiriert den Medienkritiker Collins seit Beginn seiner eigenen künstlerischen Laufbahn. »Die Musikvideos von Tim Pope für The Cure und Soft Cell oder die Videos von Derek Jarman und Leigh Bowery, die waren so unglaublich einfallsreich«, schwärmt er. Dass Kunst und Popvideo heute zunehmend auseinander driften, und im Zeitalter des Satellitenfernsehens zwar Platz für Sender ist wie Astrologie und »Topless Darts«, aber nicht für künstlerische Formate, findet er bedauerlich. Ebenso, dass Videokunst oft so minimal und cool daher kommen muss, um in der Kunstwelt zu bestehen. »Da gibt es vor allem für die Studierenden der KHM mit ihrer professionellen Ausrüstung hervorragende Möglichkeiten, alternative Formate für das Fernsehen zu entwickeln. Und die müssen ja auch nicht immer teuer sein,« meint er und fügt verschwörerisch hinzu: »Manchmal hilft es schon, das System zu lähmen.«