Es lebe das Kolloquium

KHM-Professoren im Porträt: Johannes Wohnseifer mag es spontan und aktuell

Was erwarten Studierende von ihrem Kunstprofessor? Eine Autorität, die doziert wie gute Kunst aussieht; einen Lehrer, der den Masterplan für Erfolg auf dem Kunstmarkt vermittelt? Von den Vorstellungen eines Einheitsmodells, wie Kunst zu unterrichten sei, musste sich Johannes Wohn-seifer, geboren 1967 in Köln, an-fangs erst einmal lösen, erzählt er. Sie blockierten ihn und raubten seine Energie, weil sie weder seiner Persönlichkeit noch seinem Kunstverständnis entsprachen. 

 

Dass Wohnseifers Kunst sich häufig aus der  Zusammenarbeit mit anderen Künstlern definiert, zeigt sich in einer Ausstellung im Kölner Projektraum SSZ Sued, wo wir uns zum Gespräch treffen. Es ist eine frühe Fotoserie von 1998, die den Skateboarder Mark Gonzalez beim Slalom und Hindernislauf durch die postmoderne Architektur des Museum Abteiberg in Mönchengladbach dokumentiert — dicht vorbei an Besuchern und Arbeiten von Bruce Nauman, Richard Long, Andy Warhol. Im Zuge des Gemein-schaftsprojektes wird die Performance zur künstlerischen Arbeit wird und erscheinen die gemeinsam entwickelten Rampen als Skulpturen.

 

Immer wieder entzieht sich Wohnseifer mit seinen Arbeiten den gängigen Zuschreibungen und hat damit Erfolg: Seit Mitte der 90er Jahre hat er eine beeindruckende Karriere mit Ausstellungen in Kunst-räumen von Moskau über Tokio bis New York hingelegt, er  wird von großen Galerien vertreten. Wie lässt sich mit seiner offenen Herangehensweise an die Kunst der Fachbereich Malerei und Skulp-tur unterrichten? Nach dem ersten Jahr fühle er sich mittlerweile als Lehrer wohler in seiner Haut, erzählt er. Nicht nur, dass es bei ihm keinen Frontalunterricht gibt, er ist auch immer wieder auf der Suche nach Möglichkeiten, die Seminare aktuell und spontan zu gestalten. Wenn er Robert Smithson erwähnt und darauf Fragezeichen in den Gesichtern sieht, dann gehe es eben eine Stunde um die Arbeit des wichtigen Land-Art-Künstler. Als der Künstler Cy Twombly starb, war das Grund genug, ihn zum Thema des Seminars zu machen. 

 

Am liebsten ist Wohnseifer aber das Kolloquium, wo es vor allem um den Gedankenaustausch geht. Schön wäre es, wenn die -Studenten mehr voneinander lernen, findet er, etwa wenn sie sich gegen-seitig ihre Arbeiten und Ideen vorstellen würden, um sie im ge-schütz-ten Raum der Hochschule zu diskutieren. Angenehmer als im Unterricht von Johannes Wohnseifer wird es draußen wohl nicht mehr. 


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Nächste Ausstellung: Galerie Johann König, Berlin, 27.10. bis Dezember