Unterhaltsamer Untergang

Das A.Tonal.Theater durchleuchtet in »Exit Mundi« das Ende der Welt

Nur noch wenige Wochen bis zum Weltuntergang: Am 21. Dezember ist es soweit! Sagt der Maya-Kalender. Oder haben wir vielleicht doch noch ein bisschen Aufschub und sterben eher durch einen Supervulkan-Ausbruch, Umweltzer-störung, einen Terror-Anschlag oder Genmutationen? Es gibt viele Szenarien, die das Ende der Welt beschreiben. So oder so: Das Jahr 2012 ist nicht nur im Netz das Jahr der Untergangstheorien. »Exit Mundi« heißt deshalb die neue Produktion des A.Tonal.Theater. 

 

Es beginnt mit einem klassischen Endzeit-Bild: In rote Schutzanzüge gekleidet und mit Gasmasken vor dem Gesicht, treten drei Überlebende in Erscheinung. Sie leuchten mit Scheinwerfern den dunklen Raum ab. Finden aber nur einzelne Gliedmaßen. Ein riesiger Baum steht in der Mitte der Bühne, dahinter ein ausgestopfter Hirsch. Lauter Metalsound dröhnt. 

 

Aber bald entkleiden sich die Drei und stehen in seriösen grauen Anzügen vor dem Publikum. Als Weltuntergangsexperten klären sie humorvoll über mögliche Spielarten des Endes auf. Dafür nehmen sie sämtliche kursierende Spekulationen aufs Korn. Allerdings ohne den ernsten Hintergrund aus dem Auge zu verlieren: Wie kommt es eigentlich, dass die Angst vor dem Ende der Welt bereits so alt ist wie die Menschheit selbst?

 

Regisseur Jörg Fürst hat sich für diese Produktion auf das Sachbuch »Exit Mundi« von Maarten Keulemans gestützt. Seine Bildfindungen überzeugen. Wie immer spielt die Kombination aus Licht, Live-Musik, Bühnenbild und Schauspiel bei A.Tonal eine große Rolle. Das Laubdach des raumgreifenden Baums wechselt ständig die Farbe, von grau zu grün bis rot und lila. Zwischendurch sorgt eine Videoprojektion auf die Blätter für den Eindruck, als bewegten sie sich leicht im Wind. Auch die Musik (Valerij Lisac) erzeugt immer wieder für laute Stimmungsfärbungen. Von hartem Gitarrensound bis hin zu melancholischer Klaviermusik reicht die Palette. »Wenn die Welt schon untergeht, wollen wir wenigs-tens ein bisschen Spaß dabei haben«, lautet Lisacs Statement aus dem Off. Heißt: Viele Mitwirkenden aus der Produktion geben ihre Eindrücke zur Thematik per Einspieler zum Besten. 

 

Die Schauspieler selber wechseln von der Vortragsebene in die persönliche Erzählung und erkunden — nicht immer überzeugend —, wie sehr der Einzelne im Angesicht des Endes auf sich selbst zurückgeworfen ist. Auch das hochkonzentrierte chorische Sprechen auf der Vortragsebene hakt bei der Premiere noch etwas. Insgesamt ist es aber erstaunlich, wie unterhaltsam und leichtfüßig der Weltuntergang daher kommen kann.