Kein Platz für Punkrock

2008 schloss das Gewölbe seine Pforten — und hinterließ eine ­ekla­­tante Lücke in Kölns Clublandschaft. Seit etwas über einem Jahr darf in den Hallen unterhalb des Westbahnhofs wieder getanzt werden — das ist unter anderem dem neuen Betreiber Heiko Rühl zu verdanken:

Das Gewölbe war gar nicht als Club geplant — es hatte ja nicht mal einen Namen! Anfangs wurden hier Ausstellungen organisiert und zu zwei, drei Kisten Bier ein bisschen Musik gespielt. Daraus entstand die Idee, Partys zu veranstalten — zunächst unregelmäßig und ziemlich unstrukturiert. Ab 2005 gab es allmählich so etwas wie ein festes Monatsprogramm mit wechselnden Partyreihen. Das Line-up wurde im-mer hochwertiger und der Laden immer voller, so hatten wir Ame oder Dixon schon lange vor dem großen House-Hype zu Gast. Ende 2008 musste das Gewölbe schließen. Da kamen eine Menge Faktoren zusammen, der zentrale Punkt war letztlich die Auseinandersetzung über bauliche Maßnahmen mit der Stadt. Dann standen wir vor der Frage: Geht’s hier weiter? Und wenn ja: Wie?

 

Das Gewölbe funktionierte immer schon als Kollektiv — es waren mehrere Leute in die Entscheidungsfindung einbezogen. Neben Michael Siemer und mir sind Shumi und Marcel Janovsky für das Booking verantwortlich. Meistens gibt es eine Unterteilung in »Location« und »Veranstalter«. Davon halten wir nichts, wir ma-chen unser Programms selbst und sorgen so dafür, dass der Club Gewölbe für einen bestimmten Sound im Bereich House und Techno steht. Wir wollen einfach einen Standard für Köln etablieren, den es so nicht gibt bislang. Mit Veranstaltern aus Köln arbei-ten wir hin und wieder zusammen, wenn der Sound passt.

 

Wir gucken ständig, was verbessert oder verändert werden kann. Wenn man einen Club plant, konzipiert man zunächst im leeren Raum oder in unserem Fall auf der Basis des alten Gewölbes. Erst an den Abenden merkt man, was funktioniert und was nicht. Wir haben uns ganz bewusst gegen die Möglichkeit eines zweiten Floors entschieden, wie es ihn früher gab: Das Gewölbe ist einfach zu klein für zwei Floors mit unterschiedlichem Sound.

 

Was ich mir wünschen würde, wäre ein bisschen mehr Offenheit und Experimentierfreude seitens des Kölner Publikums. Wir wollen nicht immer nur die großen Namen buchen, sondern auch unbekanntere Acts — und die spielen dann hier manchmal nur vor halbvollem Haus. Das ist sehr schade, denn wenn wir einen Act buchen, dann stehen wir auch zu hundert Prozent dahinter. Einfach mal ein bisschen neugieriger sein!

 

Wenn das Gewölbe ein Drink wäre, dann eher ein Longdrink als ein Cocktail — ohne Schnickschnack, aber mit qualitativ hochwertigen, aromatischen Zutaten und schneller Wirkung!