Week-End Festival

Immer muss man alles selber ma­chen. Jan Lankisch und Jörg Waschat kennen das. Letztes Jahr hatten sie die musikalische Festivaldürre in dieser Stadt satt und feierten mit ihrem Week-End Festival drei Tage lang die Partys von morgen im alten UFA-Palast am Ring.

 

Der steht in diesem Jahr leider nicht mehr zur Verfügung, so dass man in die alte Kranfabrik in Ehrenfeld ausweichen wird. Vom Ring zur Ecke Venloer Straße/Gürtel — eigentlich ändert sich da nur das Laufpublikum. Ansonsten ist beim Week-End Festival alles beim alten. Die Tickets sind weiter streng limitiert, das Programm kennt dafür keine Limitierung. Indie-Rolemodel Steve Malkmus (Pavement) reist aus Berlin an, um gemeinsam mit den Kölner Neo-Krautern Von Spar eine im Detail noch unbekannte, aber weltexklusive Hommage an »Ege Bamyasi«, das vielleicht einflussreichste Album von Can, zu spielen. Die marxistisch inspirierten Zitatpopper Scritti Politti machen auf ihrer ersten Deutschlandtour seit 1978 auch in Köln halt.Zu Beginn ihrer Karriere fusionierten die Briten Soul mit Post-Punk und sangen komplizierte Liebeslieder über Mädchen und einfach gestrickte über Jacques Derrida. Später spielten sie ein Album als Hommage an HipHop ein,  aktuell machen Gerüchte von Arbeiten mit einem Tanzensemble die Runde.

 

Nicht weniger politisch, aber musikalisch konsequenter ist Ian Svenonius. Egal ob er mit den wiedervereinigten The Make-Up oder seinem aktuellen Projekt Chain and the Gang auftritt — Svenonius versucht stets, seine maoistisch-hedonistischen Agit-Prop-Lyrics mit den orignalsten Funk-Rock-Grooves diesseits von Detroit zu verbinden. Ähnlich viel Werkstreue findet man bei Deerhoof, die auch nach zig Alben nicht herausfinden wollen, wieviel verschiedene Parts man eigentlich in einem vierminütigen Indie-Song unterbringen kann. Ein wenig gradliniger wandern Justus Köhncke und Alexis Taylor (Hot Chip) über den schmalen Grat zwischen Dancefloor, Pop-Songs und Kunstsensibilität.

 

Und wenn Die Goldenen Zitronen am Sonntagabend das Festival beschließen, wäre das eine gute Gelegenheit statt Subventionstheater endlich das ganze Schlamassel des Euro-Empire Deutschland ein Jahr nach dem NSU auf den Punkt zu bringen.