Mehr Tanz für alle

Festival

Beim Festival »tanz.tausch« gibt es eigentlich nur Gewinner: Künstler und Publikum. So ist das viel versprechende Projekt angelegt, das von Köln aus versucht, eine seltsame Stagnation in der freien Tanzszene zu beenden: Zwar sind die Kompanien umtriebig und suchen sich Gelder für ihre Arbeit von überallher, doch ihre Stücke zeigen sie meist an ihren Residenzen oder im Ausland, aber kaum anderswo in Deutschland.

 

Vor vier Jahren präsentierte das Landesbüro Tanz erstmalig NRW-Künstler in Berlin. »Eine tolle Aktion«, erinnert sich Festivalleiterin Alexandra Schmidt. »Wir führen das weiter«, sagte sie sich gemeinsam mit ihrer Kölner Kollegin Mechthild Tellmann. Letztes Jahr gelang den beiden ihr erster »tanz.tausch«. Sie brachten Gastspiele von vier Choreographen aus Köln, Bonn und Düsseldorf ins Berliner »dock 11«. Gut für die Szene, lauter Kuratoren, Festivalleiter und Journalisten tummeln sich dort. »Berlin hat diesen Nimbus«, berichtet Schmidt. »Wow, ihr seid auch in Berlin, heißt es dann bei den Choreographen.«

 

Diese Aufmerksamkeit ist ein kostbares Gut auf dem fragilen Tanz-Markt. Die zweite Tauschbewegung führt das Festival nun nach Köln. Neun Choreografien und Works-in-progress aus Berlin, Leipzig und NRW haben Schmidt und Tellmann für das viertägige Programm ausgesucht. In der Wachsfabrik präsentieren sie unter anderem Jess Curtis, der schon in dem »Ü50«-Duett der Generationenserie von Silke Z. Eindruck machte. Fabien Prioville aus Düsseldorf kommt mit seiner tänzerischen Untersuchung multimedial gesprächiger Menschen. Die artistischen Herren der Company battle­ROYAL aus Berlin geben sich die Ehre sowie die feingliedrig-schnittige Friederike Plafki, die den Affen macht.

 

Ein Anspruch der Macherinnen ist auch, den Austausch der Künstler über Ästhetiken und Arbeitsweisen voranzutreiben. Die Kölnerin Silke Z. und der Berliner Hermann Heisig, die beim Festival mit ihren Stücken Premiere feiern, planen schon eine Zusammenarbeit. Der »tanzt.tausch« trägt erste Früchte.