Les Valses Invisibles/Dear Utopia; Sneeuwland; Bayatas; The Dark Colours Since 1685

Les Valses Invisibles / Dear Utopia (bandcamp)

 

Sneeuwland (Bad Panda Records)

 

Am Anfang ein leiser Kitsch-Verdacht. Doch nein, man sollte nicht mit dem falschen Album beginnen. Für gerade mal drei Euro kann man sich die beiden CC-lizensierten Veröffentlichungen (einmal kurz, einmal lang, Weitergabe erlaubt) Oskar Schuster herunterladen. »Les Valses Invisibles«, die aktuelle Veröffentlichung, offenbart starke Reminiszenzen an die Filmmusik Yann Tiersens, wie Christian Grasse in seinem Podcast »Freequency« korrekt bemerkt. Doch so richtig wird das Potenzial Schusters erst auf »Dear Utopia« deutlich: Irgendwo zwischen Piano-Pop, ambitionierter, großer (Film-)Musik, Chanson und »Contemporary« liegt die instrumentale Musik des jungen Berliners, der sich trotz — oder gerade wegen — der Genres, in denen er sich bewegt, im traditionellen Musikbusiness nicht so recht wohlfühlt. Aus diesem Grund veröffentlichte er vor kurzem auch seine Downloadsingle »Sneeuwland«, auf der er neben Piano auch mit ungewöhnlichen Instrumenten wie Music Box, gesampelten mechanischen Fotoapparaten oder alten Schreibmaschinen arbeitet, auf dem bekannten Netlabel Bad Panda Records. Dessen Reichweite nutzt er nun geschickt, um die Produktion seines kommenden Albums über die Crowdfunding-Plattform Sellaband zu finanzieren. Einen Beitritt zur neuen Verwertungsgesellschaft c-3-s.org, so sie denn gegründet wird (wir berichteten), kann Oskar sich ebenfalls vorstellen.

 

Bayatas — on your clothing (bandcamp) 

 

Bevor er Anfang 2012 erstmals als Bayatas veröffentlichte, trat Gabriel Berrios bereits mit seinem Projekt Tree Hopping in Erscheinung. Mit Creative Commons oder anderen freien Lizenzen hat er nicht viel am Hut, vertreibt aber diese 3-Track-Single als freien Download bzw. als ›Name your price‹ ab null Euro via Bandcamp. Berrios klingt hier wie die punkige Version von A.J. Holmes und mindestens wie ein geistiger Bruder von Vampire Weekend. Wilde akustische Rhythmusloops treffen auf verhallte, afro-beat inspirierte E-Gitarrenlicks und post-punkigen Gesang. Das ganze in charmanten Homerecording-Sound gegossen ergibt Hits, Hits, Hits. 

 

The Dark Colours Since 1685 (bandcamp) 

 

Eine Band, die sich selber einordnet unter »Progressive Rock, R&B, Garage, Proto-Punk, Psychedelic, Surf«. Hinzuzufügen wäre da noch »60’s Beat«, was vor allem der herrlichen Schweineorgel geschuldet ist, die sich immer mal wieder ins Geschehen ein-mischt. Die Songs sind kurzweilig und flott arrangiert, der Gesang stilecht angezerrt, verhallt und exaltiert vorgetragen. Rasch sind sie vorbei, die fünf Songs, mit ihrem hohen Tempo. Am besten so schnell es geht dazu tanzen, sich komplett verausgaben, kurze Pause — und dann noch mal von vorn.