Das nette, kleine Musikwohnzimmer

Dass man in der legendären Absteige Roxy mittlerweile gepflegte Sanitäranlagen im Untergeschoss aufsuchen und zu eklektizistischem Sound tanzen kann, ist dem neuen Betreiber Tobias Becker zu verdanken.

 

Wir haben das Roxy ein bisschen umgebaut, wollten aber diesen räudigen Flair des Ladens beibehalten. Anfangs stand hier eine Theke mitten im Raum, es war total eng und schwierig, weil man eigentlich gar keine Tanzfläche hatte. Außerdem war der Sound schwierig. Wir haben viele Sachen optimiert, die man auf der ersten Blick gar nicht sieht:  Die Decke musste erneuert werden, um einen besser Klang zu bekommen. Das DJ-Pult ist eigentlich eine alte Kommode, die wir in einem Second-Hand-Laden gekauft haben. Wir haben noch eine Glasfront draufgesetzt, damit keine Getränke verschüttet werden können — fertig! Das ist individuell, nicht von der Stange — genauso wie der Laden an sich. Hier hängen immerhin vierzig Jahre Nachtleben in den Wänden, das merkt man auch...

 

Ich selbst wusste gar nicht, dass der Laden in Köln so einen krassen Ruf hat. Als ich das gehört habe, war das für mich eher ein Anreiz als eine Abschreckung. Auf eine Neueröffnung wurde verzichtet, um dem Baby wieder Zeit zu geben, sich zu entwickeln und keine falschen Erwartungen zu wecken. Die ganzen Klischees, die noch um diesen Laden herumschwirren, bewahrheiten sich nicht, wenn man erstmal drin ist. Was geblieben ist, ist dieser verruchte Touch.

 

Jeder der friedlich ist und eine gute Zeit haben will, darf hier rein. Vom 20-jährigen Mädel bis zum 65-jährigen Herrn haben wir alles hier. Manchmal kommen morgens um halb sechs noch zehn Leute mit Anzug und Pfaffenkranz, die voll auf Wolfgang Petry gebürstet sind, und hier läuft bei Nebel und Strobo Dubstep. Für die ist das, als wären sie auf einem anderen Planeten gelandet, trotzdem bleiben sie zwei, drei Stunden. 

 

Ein Club sollte ein Ort sein, wo man für eine Nacht eine Reise bucht und Menschen verschiedenen Alters und Bildungsstanden zu einer Masse verschmelzen. Wo nicht zählt, wo du herkommst und was du anhast.  Ich möchte keine Hipster-Bude fürs Belgische Viertel machen.

 

Ich selbst komme aus der elektronischen Ecke, habe bei Kompakt gearbeitet, lege seit 15 Jahren auf und betreibe auch eigene Labels. Deswegen ist der Freitag auch elektronisch. An den Samstag gibt es wechselndes Programm, gibt Oldschool-Hip-Hop, 60er Jahre Soul und Funk, Reggae und Dancehall, oder UK-Bass. Donnerstag gibt’s Drum’n’Bass.  Ich höre auch privat extrem viel unterschiedliche Musik, das soll sich auch im Laden wiederspiegeln. Wir werden hier Jazz-Abende veranstalten, das Roxy soll so ein richtig nettes, kleines Musikwohnzimmer werden.