Matthew E. White

Big Inner (Domino?/?Goodtogo)

Matthew E. White muss leider disqualifiziert werden wegen unerlaubter Format-Übererfüllung. Dem amerikanischen Sänger, Gitarristen, Arrangeur und — very least — Songwriter eine Retro-Haltung zu attestieren, wäre dabei glatt verfehlt. All das, was überbordenden Soul-Pop, Psychedelic-R’n’B und Soft Rock der 70er Jahre auszeichnete, möchte er nicht wiederholen, nachspielen, rekonstruiren, remixen — sondern schlicht: übertreffen. Lasziver, verschleppter, saftiger, detailreicher, satter, verschluffter, cooler — immer geht noch ein bisschen mehr auf diesem Quasi-Debüt. Ein Song-writer ist er deshalb bloß »very least«, weil er fast schon hysterisch auf jede Originalität verzichtet. White soll eine Vergangenheit im zeitgenössischen Avant-Jazz haben, mag sein, spielt hier aber keine Rolle.

 

Alles fließt, zerschmilzt, wälzt sich als Magma der Liebe in Dein Herz, Baby, und die Stücke heißen »One of these Days« (»You give me joy like a fountain deep down in my soul«), »Gone Away« oder »Will you love me«, er doppelt via Mehrspuraufnahme seine Schlafzimmer-Stimme, too much of a good thing can be wonderful.

 

Oder auch nicht. »The Big Inner« ist auf jeden Fall ein Ereignis, ob gut oder schlecht? White will wohl auf jeden Fall jenseits von Gut und Böse sein. Wer schon jetzt das Jahr 2013 vergessen, verschlafen, verdrängen will — nur zu. Mehr Innerlichkeit geht gerade nicht. Bis in wenigen Wochen der nächste Formatüberfüller kommt. »He will break your kingdom down«, lautet eine ganz besonders hypnotische line Whites.