Richard Ford »Kanada«

Der Drehbuchautor Sascha Arango, der für einige der besten »Tatort«-Episoden der vergangenen Jahre verantwortlich zeichnet, hat mal in einem Interview gesagt, ihn interessiere an einem Verbrechen nicht die Suche nach dem Täter, sondern das, was die Tat mit den beteiligten Menschen mache. Eine ähnliche Prämisse liegt auch Richard Fords zehntem Werk »Kanada« zu Grunde: »Zuerst will ich von dem Raubüberfall erzählen, den meine Eltern begangen haben. Dann von den Morden, die sich später ereignet haben« lauten die ersten beiden Sätze.

 

Ein Krimiplot ohne Überraschungen also, erzählt von einem Heranwachsenden in einem Amerika der späten 50er und frühen 60er Jahre. Ford weidet sich an der Machtlosigkeit gegenüber dem unvermeidlich Drohenden, so intensiv, dass es fast schon wehtut, mehr als 200 Seiten dem langsamen Untergang der Familie beizuwohnen, bis die Eltern endlich verhaftet werden. Und dann geht es erst los, denn, richtig, da waren ja noch die Morde. Von dem Moment an, in dem die Polizei an die Tür klopft, »musste die Zeit neu gemessen werden«, heißt es. Dieses Versprechen wird eingehalten.

 

Hanser Verlag 2012, 464 Seiten, 24,90?€