Not amused

Das Kulturamt plant die Zusammenlegung von FWT und Orangerie

In einer Woche kann sich die Welt ändern. Mitte November hatten sich Inken Kautter und Gerhard Seidel als neue Leiter des Freien Werkstatt Theaters (FWT) und Nachfolger von Ingrid Berzau und Dieter Scholz per Mail vorgestellt. Nur ein paar Tage später erhielt das neue Führungsduo eine Einladung ins Kulturamt, bei der die Verwaltung sie mit der Idee konfrontierte, FWT und die Orangerie zu einem Produktionshaus zusammenzuführen. 

 

Eine Überraschung, die die beiden erst einmal verdauen mussten, sind sie doch gerade dabei, dem Haus neue Konturen zu verpassen. »Wir positionieren uns deutlich politischer«, sagt Seidel. Rechercheprojekte wie »Wegschließen« über die Sicherheitsverwahrung oder »Auslandseinsätze« über neue deutsche Kriege stehen dafür und sind Inken Kautter als Grundpfeiler des Spielplans sehr wichtig.

 

Die profilbildenden Literaturdramatisierungen soll es zwar weiterhin geben, aber auch hier will das Leitungsduo die Akzente klarer setzen. Mit den neuen Projekten ist auch eine neue Regiegeneration angetreten, für die Namen wie Nico Dietrich, Judith Kriebel oder Michael Mertins stehen. Mit dem Programm will man, »ein moderneres und jüngeres Publikum anziehen«, ohne das alte zu verprellen.

 

Im Kulturamt hingegen ist man über den handstreichartigen Stabwechsel not amused. Der Plan, FWT und Orangerie zu verschmelzen, resultiert aber nicht aus einem Verschnupftheitsreflex, sondern aus der Überlegung, dass Köln ein Produktionshaus für die Freie Szene brauche, erklärte der frühere Kulturamtsleiter Konrad Schmidt-Werthern kurz vor seinem Wechsel nach Berlin. Das neue Haus könne freien Gruppen bessere Aufführungsbedingungen bieten. Als Ensemble böten sich FWT und Orangerie an. Beide Gebäude sind Eigentum der Stadt und ergänzen sich in ihren Raumprogrammen. »Man müsste natürlich die Orangerie sanieren und Einbauten vornehmen«, so Schmidt-Werthern weiter. Die Idee einer Zusammenlegung ist als zukunftsweisendes Signal an die Politik zu verstehen.

 

Marko Berger, Theaterleiter der Orangerie, möchte die Pläne zunächst genauer kennenlernen, sagt aber: »Für Kooperationen bin ich offen. Die Fusion wäre ein zweiter Schritt.« Noch ist das Konzept des Kulturamts nicht bis ins Detail ausgearbeitet. Aber der Gedanke eines Produktionshauses für die Freie Szene ist verlockend. Schlappe 1,7 Millionen Euro soll die Sanierung der Orangerie kosten — das wären 0,68 Prozent der Sanierungskosten der Städtischen Bühnen.