Foto: Manfred Wegener

Das Schweigen brechen

Eine Ausstellung zu sexueller Gewalt gastiert in Pulheim

 

Was sehen Sie, Frau Lot?« lautet der Titel der Wanderausstellung der drei Künstlerinnen Renate Bühn, Marie Mathieu und Heike Pich, die ihre verschiedenen künstlerischen Ansätze zum Thema »sexuelle Gewalt an Mädchen und Frauen« zu einem gemeinsamen Projekt verbunden haben. In drei Wochen besuchten 9.000 Menschen »Was sehen Sie, Frau Lot?« am ersten Austellungsort Bremen. Vom 24.9. bis 12.10. gastiert die Ausstellung jetzt in der 500 Meter großen Halle des »Theater im Walzwerk« in Pulheim. 26 Objekte – von bildhauerischen Arbeiten über Zeichnungen, digitale Kunstwerke und Rauminstallationen – sind zu sehen. »Kunst zu schaffen ist immer eine Gratwanderung zwischen der persönlichen Sicht auf die Dinge und deren Sichtbarmachung für andere«, erklären Ranate Bühn, Maria Mathieu und Heike Pitch in ihrem Ausstellungskonzept. Sie möchten das »Grauen und gleichzeitig die Normalität der Gewalt« und die »Verletzungen, aber auch den Überlebensmut und die Stärke der Betroffenen« durch ihre Werke zum Ausdruck bringen. »Was sehen Sie, Frau Lot?« spielt auf die Geschichte von Lot, seiner Frau und seinen Töchtern aus dem Alten Testament an. Als Sodoms Krieger Lot auffordern, ihnen seine Gäste – Engel, die Lot in Gottes Auftrag retten sollen – auszuliefern, bietet Lot ihnen an deren Stelle seine Töchter an. Als Lot mit seiner Frau und seinen Töchtern die Stadt verlässt, wendet Frau Lot den Blick zurück und erstarrt zur Salzsäule. Der verbotene Blick zurück, auf das Geschehene, auf die Tat des Vaters, und die Erstarrung stehen metaphorisch für die Ohnmacht der Mutter und auch der Gesellschaft: ihr Schweigen und ihre Unfähigkeit zu handeln. Dieses Schweigen wollen die Künstlerinnen durch die Öffentlichmachung des Themas aufbrechen. Zwar liegt der Fokus der Ausstellung auf sexueller Gewalt an Mädchen und Frauen, das Rahmenprogramm in Pulheim beschäftigt sich aber auch mit sexuellem Missbrauch von Jungen. 21 Einrichtungen aus Pulheim, Köln und dem Erftkreis nehmen die Ausstellung zum Anlass, öffentlich zu sexueller Gewalt an Kindern zu arbeiten. Auf dem Programm stehen u.a. Theaterproduktionen des Zartbitter e.V. Köln, Führungen für Schulklassen mit einer Kunsttherapeutin und eine feministisch-christlich-poetische Lesung von Carola Moosbach. Am 9.10. veranstaltet das Kommissariat Vorbeugung Erftkreis einen Informationsabend für Mütter, Väter und alle, die mit Kindern leben und arbeiten. Die Ursachen von sexualisierter Gewalt, das Vorgehen von Tätern, aber auch Erziehung zur sexuellen Selbstbestimmung von Kindern werden besprochen. Am 10.10. findet eine Podiumsdiskussion zum Thema »Tätertherapie = Opferschutz?« statt.

Info:
Neue Adresse ab 1.10.: Venloer Str. 280, Einweihungs- und Jubiläumsfeier am 1.10. ab 10 Uhr. Öffnungszeiten: Mo-Fr 10-19 Uhr, Sa 10-16 Uhr. Das neue Veranstaltungsprogramm ist zur Feier fertig. www.rhiannon.de. E-Mail: web4her@rhiannon.de