Imaginationsmaschine

Es gibt in Köln Museen, die bewegen sich unterhalb der Wahrnehmungsgrenze. Dazu gehört die theaterwissenschaftliche Sammlung der Uni Köln im Schloss Wahn. Wer fährt schon an den entferntestem Stadtrand, um sich Theatermodelle anzugucken? Das ändert sich gerade. Unter der neuen Leitung von Prof. Peter W. Marx arbeitet das Theatermuseum mit dem Museum für Angewandte Kunst zusammen und positioniert sich im Zentrum der Stadt.

 

Die Ausstellung »Raum-Maschine Theater« zeigt Modelle und Zeichnungen, die das Theater als Imaginationsapparat deuten: als Apparat, der mit größtmöglichem technischen Aufwand, der unsichtbar bleiben muss, größtmögliche Illusion erzeugt. Der selbst noch in den Zuschauer- und Foyerräumen als sozialer Inkubator funktioniert, wunderbar zu sehen am Aufriss der gewaltigen Opéra Garnier in Paris von 1880.

 

In acht Kapiteln werden Themen wie die Sakralisierung der Bühne beleuchtet (mit einem beeindruckenden Modell zur Uraufführung von Wagners »Parsifal«) oder die bis heute andauernde Faszination von Theatermachern für Treppen, die Räume dynamisieren, aber auch für eine gestufte Gesellschaft stehen — gut zu sehen in einer Bühnenbildzeichnung zu Leopold Jessners »Wilhelm Tell« im Berlin der 20er Jahre.

 

Als Grundrauschen begleitet fast jeden der Entwürfe in Ästhetik und technischer Umsetzung ein unüberhörbares gesellschaftspo­litisches Begehren. Ob in den technoiden Entwürfe aus der frühen Sowjetunion oder den putzigen »Faust«-Entwürfen von Alfred Roller. Das gilt letztlich auch für die alte und neue Kölner Oper, der ein eigenes Kabinett gewidmet ist.

 

Die Ausstellung wirft allerdings grundlegende Fragen zum Ausstellungkonzept auf. Während das Theater die Partizipation des Zuschauers inzwischen einbezieht, verharrt das Museum im Anschauungsmodus. Warum nicht Besucher an vereinfachten CAD/CAM-Programmen eigene Bühnenbilder entwerfen lassen? Warum nicht begehbare Raumerfahrungsmodelle mit Kulissen für Kinder (und Erwachsene)? Nach dem Schritt ins Stadtzentrum täte dem Theatermuseum nun noch mehr konzeptioneller Wagemut gut.