Ehrlich gut

Mario Nyeky & the Road setzen auf goldenes Handwerk

Simon & Garfunkel! Mit dem Intro zum ersten Song ihres ersten Albums machen es Mario Nyeky & The Road dem Rezensenten einfach: Das dort erklingende Hammer-on-Akustikgitarrenlick ist nämlich Eins zu Eins entwendet von »I Am A Rock«. Ein prägnanter Ear-Catcher, der des Feld schon mit dem ersten Takt aufreißt: Willkommen in der gemütlichen Welt der handgemachten Musik, wo jeder Ton noch mit echter Muskelkraft erzeugt wird. 

 

Authentizität ist — bezogen auf Popmusik — ein ganz heikler Begriff: Die einen fordern sie unentwegt ein und finden einen Song nur dann gelungen, wenn er ohne Umschweife das ehrlich gefühlte Herzeleid des Autoren auf den Punkt bringt, die anderen halten sie für pure Heuchelei und erheben die Künstlichkeit zur popmusikalischen Grundtugend — schließlich handele es sich bei jedweder Art der Aufführung um eine Inszenierung. Mario Nyeky ist zwar erst Mitte zwanzig, gibt sich in seinem musikalischen Selbstverständ-nis aber ziemlich oldschool: »Wir kommen aus sehr verschiedenen Richtungen: Bluegrass, Klassik, Jazz, Latin, Folk, Blues und Rock. Was uns aber verbindet und worauf wir uns beziehen, ist die Liebe zu ehrlicher Mu-sik. Und die ist ganz klar zeitlos«. 

 

Damit stehen die Kölner natürlich nicht allein auf weiter Flur. Folkige Popmusik erlebt seit Jahren einen großen Boom — in einer durchdigitalisierten Lebenswelt scheint das Bedürfnis nach »echten«, analogen, also: nachvollziehbaren musikalischen Erlebnissen zu wachsen. Paradebeispiel sind Mumford and Sons, eine Band die auch bei Mario Nyeky einen großen Eindruck hinterlassen hat: »Ich hörte ›Little Lion Man‹ abends im Autoradio und wollte sofort wissen, was für eine Band das ist. Worum es ihnen geht, ist schlicht und einfach, gute und ehrliche Musik zu machen.«.

 

Unbestritten ist  dass die Band schon mit dem Debüt einen untrüglichen Beweis ihrer Könnerschaft abgelegt hat. Mit Gitarre, Kontrabass, Fiddle und Cajon spannen sie in ihren Songs weite dynamische Bögen und bewerkstelligen auch Siebenminüter gekonnt und ohne dass nur der leiseste Anflug von Langeweile aufkäme. Dabei geht es mal ganz ruhig und zerbrechlich zu, dann wieder lassen es die Jungs gehörig krachen und schrecken dabei auch nicht vor richtig schrägen Passagen zurück. Dass die Songs allesamt live eingespielt wurden, ist natürlich Ehrensache. Einen überregional erfolgreichen Neo-Folk-Act aus Köln gibt es derzeit noch nicht. Vielleicht kommen Mario Nyeky & The Road genau richtig.