Reloaded, remixed und riskant

Der Kunstverein artrmx e.V. lädt zur ersten Ausstellung ins neue Kunstzentrum

Um junge urbane Kunst soll es weiterhin gehen - um den Dialog zwischen den Disziplinen, neue Veranstaltungsformate, Austausch, Kooperation und Netzwerke. Vier Jahre verfolgte der Kunstverein artrmx (u.a. Veranstalter des Festival CityLeaks) diese Ideen vom Basislager in der Rheinlandhalle aus, jetzt hat er unweit in der Hospeltstraße in Ehrenfeld gleich ein ganzes Kulturzentrum gegründet.

 

Die Räume auf dem Gelände einer früheren Kartonage-Fabrik, erzählt die Vorsitzende Iren Tonoian, wurden mit Unterstützung des Eigentümers Ives Netz vom Verein angemietet und ausgebaut: um die 120-Quadratmeter-Ausstellungshalle liegen Büroräume und elf Ateliers, die seit Januar an Kreative aus unterschiedlichsten Bereichen vermietet sind. Ein Teil hat sich um den großen Tisch versammelt, und offenbar macht dieser Künstler-WG-Remix Spaß - schon die Vorstellungsrunde gerät zur lebhaften Diskussion.

 

Christian Böhmer hat sich, inspiriert von Street Art-Styles, auf Porträtmalerei spezialisiert; Felix Büchel studiert bei Herbert Brandl an der Akademie Düsseldorf Malerei; Sascha Kruse , gelernter Innenarchitekt, wechselte zur freien Installation und Malerei. Sein Interesse am Komplex Mensch-Raum-Kommunikation, natürlichen Materialien, Nachhaltigkeit teilt er mit Minola Scheller. Sie hat in Italien Mosaiktechnik gelernt; das Handwerk übt sie als Restauratorin aus, als Künstlerin übersetzt sie es zeitgenössisch. Im Atelier hängt eine Weltkarte als Diskokugel-Filz-Objekt neben einer Serie zum "Guten Blick": in Gipsmaterial eingelassene Tieraugen, die an Manga-Motive erinnern.

 

Kein Zweifel: Hier entsteht ein neuer Produktions- und Kommunikationsort, der Köln bereichern kann. Der Stadt fehlt es, trotz Opekta und Poll, immer noch an bezahlbaren Ateliers, mit Betonung auf bezahlbar - damit meinen Künstler in der Regel allerdings weniger als die 6,00 bis 8,50 Euro pro Quadratmeter, die die artrmx-Studios kosten. Kosten müssen, sagt Iren Tonoian: Die 4.000 Euro Miete werden umgelegt, zusätzliche Einnahmen soll die Vermietung der Ausstellungshalle bringen, auch über Provisionen denkt artrmx nach. Die Stadt Köln hat nur den Ausbau mit 7.800 Euro bezuschusst.

 

Wie dieses Modell aufgeht, wird sich zeigen. Der Tipp für die Eröffnungsausstellung mit Präsentationen aller Bewohner sind die abstrakten, fein komponierten Kurzfilme von Anna Gold: Sie kommt aus der Animation und verleiht im Zusammenspiel von Bild und Ton selbst einem schwarzen Quadrat neuen Groove.