Total ­korrupt für die Studenten

KHM-Professoren im Portrait: Mischa Kuball lehrt den Netzwerkgedanken

 

Hinter den grauen Kacheln der Fassade am Peter-Welter-Platz 2 versteckt sich im Keller das Experimentallabor -1/minus Eins. Gegründet 2008 von Mischa Kuball keimen hier die Ideen, die der Professor für Holografie und  Lichtkunst mit seinen Studenten in Ausstellungen in der Region und darüber hinaus sichtbar macht: "Der Echoraum" in der Bonner Kunst- und Ausstellungshalle mit dem Wanderprojekt "Vom Photo" gehört ebenso dazu wie Ausstellungen im Kölner Firmensitz des Versicherers Generali.Als Künstler ist der 1959 geborene Kuball seit vielen Jahren bekannt für seine konzeptuellen Arbeit mit Licht. Ob als strahlender Lichtkörper an der alten Synagoge in Pulheim-Stommeln (1994), am ehemaligen Mannesmann-Hochhaus in Düsseldorf (1990) oder jüngst in Wuppertal: weithin leuchten nachts die filigranen abgebrochenen Licht-Strohhalme über den Gebäuden der Bergischen Universität (2012). Kuball wagt sich immer wieder auf politisch oder kommerziell besetzte Felder vor- und sucht die öffentliche Diskussion.

 

Seine Arbeit an der KHM sieht ähnlich aus. Jede Woche trifft sich das "Kuball-Kolloquium" im -1/minus Eins. Wer hier etwas über Technik lernen will, wird enttäuscht, Vorlesungen im klassischen Sinne entfallen. Dafür kommen Gäste, es wird diskutiert und ausgewählt, was für die Ausstellungen infrage kommt. Genauso wie Kuball als Künstler ein hervorragender Netzwerker ist, ist er es für seine Studenten. "Ich bin total korrupt, wenn ich mich für die Künstler der KHM einsetze", gesteht er. Der umtriebige Kuball ist unermüdlich darin, Partner für Ausstellungsprojekte zu suchen. Die KHM betrachte er als Plattform für Künstler, die sich nach einer gewissen Zeit wieder in alle Welt verstreuen. "Mit einem Klassensystem hätte ich Probleme", sagt er. Was die Studenten in Zeiten eines wankenden Konzepts von Autorschaft mitnehmen sollen, ist also nicht das "Siegel Mischa Kuball" - und doch dürfte es den Lehrer Kuball freuen, dass die aktuelle Ausstellung von Alexander Basile bei Generali mit den in den Außenraum strahlenden Scheinwerfern wie eine zarte Hommage an ihn wirkt. Weiter südlich kann man derzeit weitere Projekte in Augenschein nehmen: Auf Initiative Kuballs kooperiert das Videokunst-Festival mit dem Echoraum und dem MinusEins Experimentallabor.