StadtRevue liest

Clemens J. Setz »Indigo«

Wenn man auf einem Podium zum Thema "Abenteuer, Alltag, Jenseits" neben habilitierten Literatur- und Religionswissenschaftlern, die über Transzendenz und postmortale Existenz referieren, mit einem Einwurf über den verschwundenen Bruder der Hörspiel-Hexe Bibi Blocksberg kontert, wie Clemens J. Setz im vergangenen Jahr in München, beweist das zweierlei: Der Mann hat zum einen Chuzpe, zum anderen eine beneidenswerte Fantasie.

 

Beides stellt der Mathematiker aus Graz auch mit seinem Roman "Indigo" von 2012 unter Beweis. Es geht darin um einen Mathematiker namens Clemens J. Setz, der zum Phänomen der Indigo-Kinder, kurz Dingos, forscht. Kinder, die bei allen in ihrer unmittelbaren Nähe Kopfschmerzen und Übelkeit verursachen. Drum herum packt Setz nerdige Popkultur ebenso wie historische Quellen, die das Indigo-Phänomen derart mit Leben füllen, dass man sich schon schnell nicht mehr sicher ist, ob nicht doch ...? Und wenn man dann, nachdem man den Wikipedia-Eintrag zu Bibi Blocksberg studiert hat, dort nach Indigo-Kindern sucht, meint man fast selbst, die Kopfschmerzen zu spüren. Ein Buch wie ein ... wie heißen die Dinger noch mal? Verdammter Dingo-Delay!

 

Suhrkamp 2012, 479 Seiten, 22,95 Euro