Slavoj Žižek, »Das Jahr der gefährlichen Träume«

StadtRevue ließt

Ist 2011 das neue »1968«? Man weiß es nicht. Oder vielleicht erst, wenn es dereinst heißen wird: »20 Jahre 2011. Das Jahr der gefährlichen Träume«. Letzteres wird dann eine Anspielung auf ein im Frühjahr 2013 erschienenes Buch sein, in dem als erstes die Bilanz jenes Jahres gezogen wurde: Arabischer Frühling, Occupy, die Riots von London – wir besitzen noch seriöse Zeitungsberichte (Süddeutsche! FAZ!), wonach mit dem baldigen Ausbruch einer gesamteuropäischen Rebellion gerechnet wurde. 2011 war aber auch das Jahr des Massenschlächters Anders Breivik. Slavoj Žižek, wer sonst?, will diese Ereignisse sortieren, um daraus revolutionäre Perspektiven für die globale Linke abzuleiten. Emanzipation und brutalste Reaktion liegen dicht beieinander. Aber steht das wirklich im Buch? Man weiß es nicht. Schon der Anfang ist wirr. Wer das Buch als Analyse liest — und sich von Žižeks Durchblickergeste auf dem Cover verleiten lässt —, dem wird schwindelig. Dieser Text vibriert fiebrig, assoziiert neurotisch pedantisch – und so ist Žižek ein verwirrend rasantes Dokument einer Revolte »gelungen«, die den Autor nicht mehr losgelassen hat.
Fischer 2013, 220 S., 19,99 Euro