Das Prinzip Dialog

KHM-Professoren im Porträt: Das Künstler- und Lehrerduo Hörner/Antlfinger

Bei Ute Hörner und Mathias Antlfinger geht es um alles. Um Technologie und Medien, Kunst und Nicht-Kunst, Essen und Wohnen, Menschen, Tiere und Computer. Und vor allem um die drumherum- und dazwischen wirksam werdenden Beziehungen.

 

Das Künstlerpaar, das sich seit 2009 den Lehrstuhl für Medienkunst und Transmediale Räume an der KHM teilt, arbeitet schon seit Anfang der 90er Jahre zusammen, und das ausschließlich. So ist es, auch wenn es zunächst ungewöhnlich erscheint, in diesem Fall nur logisch sich auch gemeinsam auf eine Professur zu bewerben. Die Lehrtätigkeit im »Familienbetrieb« hat für die Studierenden durchaus Vorteile: Aus zwei Blickwinkeln ergeben sich oft mehr Anregungen, das doppelte Feedback kann ein Gewinn sein. Zudem erfahren die angehenden Künstler mit dem »kooperativen Vorbild« einen anderen Zugang zum Kunstbetrieb, der sonst eher vom Einzelkämpferdasein geprägt ist. Mathias Antlfinger, Jahrgang 1960, arbeitete in den 90ern mit der Künstlergruppe Büro Bert im Kollektiv und schätzte den Austausch und die sich daraus ergebenden Reibungen. Sie prägen auch gemeinsame Autorschaft mit der 1964 geborenen Ute Hörner.

 

In ihrer eigenen künstlerischen Praxis zeigen sich Hörner/Antlfinger als Allrounder: Sie bewegen sich in verschiedenen Diskursfeldern, zwischen dem »Kunstsystem und dem Alles-andere-System«, arbeiten mit Skulptur — Ute Hörner ist studierte Bildhauerin –, mit Installation, Animation oder Video. Aus dieser »Transmedialität« ergibt sich das Potenzial ihrer Arbeit. Wo andere Künstler durch die »eigene Handschrift« eingeschränkt sind, bietet sich Hörner?/?Antlfinger die Möglichkeit, immer wieder Dinge zum ersten Mal zu tun. So liegt ihrer Arbeit ein experimenteller, oft spielerischer Zugang zugrunde.

 

Ihre Arbeits- und Lehrweise ist dabei — ganz emphatisch praktisch — dialektisch. Ideen werden hin und her gespielt, diskutiert und im Austausch weiterentwickelt: Die Guten wirken beim anderen nach und manifestieren sich schließlich in einem Projekt. Gerade sind sie aus Indien zurückgekommen, eine Reise, die besonders für ihre Beschäftigung mit dem Verhältnis Mensch-Tier-Natur höchst anregend war. Wo Kühe einen höheren Stellenwert haben als Frauen, denkt man eben noch einmal ganz anders über das eigene Verhältnis zu Haustier und Sonntagsbraten nach. Die Idee für ein Projekt, das sich aus dieser Erfahrung ergeben könnte, spielen sie derzeit hin und her.