Atemberaubende Denker

»Es gibt hochrangige Literatur in den 54 afrikanischen Ländern. Und die möchten wir mit dieser Lesereihe bekannt machen«, sagt Christa Morgenrath. »Auch, um dem gängigen Afrikabild — Stichwort Analphabetismus — etwas entgegenzusetzen«. Morgenrath ist Initiatorin der Lesereihe »Stimmen Afrikas«, die seit drei Jahren zeitgenössische afrikanische Literatur nach Köln bringt. Monatlich werden AutorInnen eingeladen, die in meist zweisprachigen Lesungen ihre Texte vorstellen. Im Juni stehen zwei besondere Höhepunkte auf dem Programm: Aminatta Forna und Nuruddin Farah.

 

Aminatta Forna wuchs in Sierra Leone auf und lebt zurzeit in London, wo sie nach einer journalistischen Karriere nun als Schriftstellerin arbeitet. Im Rautenstrauch-Joest-Museum stellt sie ihren zweiten Roman »Ein Lied aus der Vergangenheit« vor. Darin erzählt sie anhand der Geschichte dreier Männer vom Bürgerkrieg in Sierra Leone. Geschichten von Traumatisierung, Freundschaft, Liebe und Verrat. Dabei lässt sie (das Moment der Hoffnung) und die heilende Wirkung der Versöhnung nicht außer Acht.

 

Nuruddin Farah tritt in einer Kooperation des Allerweltshauses und des Literaturhauses Köln zusammen mit Ilija Trojanow auf. Farah, der aus Somalia stammt, aber Mitte der 70er vor der dortigen Militärdiktatur fliehen musste, greift in seinem Werk immer wieder Probleme seines Heimatlandes auf. Der zuletzt erschienene Roman »Gekapert« bildet den letzten Teil einer Trilogie, die sich mit Bürgerkrieg und Piraterie in Somalia beschäftigt. Farah zeichnet darin ein bewegendes und gleichzeitig bestürzendes Bild der Zustände in seinem Heimatland am Horn von Afrika.

 

Forna und Farah sind zwei gewichtige »Stimmen Afrikas«, die durch ihre Literatur das Vorurteil von Afrika als einem Kontinent widerlegen, den Europa ständig helfen und anleiten muss. Auch dort werden wichtige Intellektuelle hervorgebracht, von denen auch wir umgekehrt lernen können. »Es ist leider immer noch viel zu wenig bekannt, wie viele atemberaubend tolle Denker es in Afrika gibt«, sagt Christa Morgenrath.