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Peter Fröberg Idling, »Pol Pots Lächeln. Eine schwedische Reise durch das Kambodscha der Roten Khmer«

Auch über dreißig Jahre nach dem Ende des Schreckensregimes der Khmer Rouge liegt auf Deutsch kein Standardwerk zu Pol Pots Regime, das mehr aus nationalistischen, denn aus sozialistischen Motiven handelte, vor. So gesehen markiert Peter Fröberg Idlings »Pol Pots Lächeln« die Mondlandung. Der schwedische Journalist hat eine dichte, vielschichtige, zwingend inszenierte literarische Reportage über die schwarzen 70er Jahre Kambodschas geschrieben oder vielmehr: komponiert. Dabei nimmt er die Perspektive einer Gruppe linker Schweden ein, die von Solidarität beseelt das Land 1978 besuchte — und beim besten Willen keinen Massenmord, keine Hungerkatastrophe, keine Funktionärsparanoia erkennen konnte. Was für eine Täuschung! Was für ein Selbstbetrug! Aber Fröberg Idling urteilt nicht, mehr noch: Er zeigt, dass die Haltung seiner Landsleute plausibel war. Ist es frivol, wenn man sagt, dass »Pol Pots Lächeln« nicht zuletzt spannend ist, dass man es, einmal angefangen, nicht mehr aus den Händen legen mag? Aber die Katharsis bleibt aus, Pol Pot ist tot, nichts ist aufgearbeitet.

 

Büchergilde Gutenberg 2013, 351 S., 22,95 €