Der Dschungel-Gärtner

Der neue Schauspiel-Intendant Stefan Bachmann stellt sich vor

Es klingt ein bisschen nach oberflächlicher Marketingidee, das mit dem Urban Gardening. Stefan Bachmann, designierter Intendant am Schauspiel Köln, hat den Trend ans Theater verpflanzt. Man könnte sagen, er soll helfen, die beispiellosen Erfolge, die das Haus unter Karin Beier in den letzten sechs Jahren eingefahren hat, erneut gedeihen zu lassen.

 

Andererseits, auch eine nette Marketingidee kann funktionieren. Vielleicht finden es viele ganz schön, im stillgelegten Fabrikhallenensemble des Carlswerks eine Parzelle zu betreuen. Hier, in der Schanzenstraße in Mühlheim, liegt die neue Interimsspielstätte des Schauspiels, das »Depot«. 2015 will man ins sanierte Stammhaus am Offenbachplatz zurückkehren.

 

Sein Spielplan sei »bunt und vielfältig« wie ein Garten, hat Bachmann erklärt. Das klang bei der Pressekonferenz ein bisschen brav — aber freundlich und ehrlich begeistert. Eine »klassizistische« Variante stehe neben »dichtem Dschungel«. In Köln wolle er Theater machen, das »echt, authentisch und zum Anfassen« sei. Bachmann, 46, hat immer noch etwas Jungenhaftes, wenn er so spricht. Ihm fehlt, so scheint es, das geschickt Berechnende seiner Vorgängerin.

 

Sein Programm kommt ein wenig konservativer daher als das, was man von Beier gewohnt war. Vier bis fünf thematische Schwerpunkte soll es geben: das Erzählen als Besinnung auf die kraftvollen Ursprünge des Theaters, das Reisen, »Heimat«, sowie Künstlertum und Glaube. Um die inhaltliche Vielfalt zu binden, hat Bachmann drei feste Hausregisseure engagiert: Angela Richter, Rafael Sanchez und den Puppenspieler Moritz Sostmann. Bachmann inszeniert ebenfalls. Allerdings eröffnet Rafael Sanchez die Spielzeit mit »Der nackte Wahnsinn«, Michael Frayns großer Komödie über Theater und Leben. Ein Bekenntnis zur Unterhaltung, zur großen Leidenschaft, zum Humor.

 

Der Verzicht auf große Namen bei Hausregisseuren und dem fast komplett erneuerten Ensemble, sieht man vom Schauspiel-Unikum Peter Kern ab, der eine eigene Show bekommen soll, setzt sich bei den Gastregisseuren fort. Ein Raumprojekt des Künstlers Gregor Schneider und ein Karnevalsstück des Kabarettisten Rainald Grebe stechen da heraus. Die Stückwahl bietet die angekündigte Vielfalt: zwei Uraufführungen von Jens Albinus und Mario Salazar neben Shakespeares »Kaufmann« sowie ein Kippenberger-Projekt von Angela Richter neben einer ­Bachmann-Inszenierung des einflussreichen US-Romans »Der Streik« von Ayn Rand, ein Projekt zur Geschichte des Carlswerks und der Keupstraße. Das Ganze ist also, wie bei Beier, durchaus der Ein­mischung zugetan, nur zugewandter und verspielter.